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Luxemburgs Kapitalkritik

LESEPROBE

  • Lesedauer: 2 Min.

Vor 100 Jahren wurde Rosa Luxemburgs »Akkumulation des Kapitals« erstmals veröffentlicht. Im ersten Teil entwickelt Luxemburg ein theoretisches Modell, welches die Abhängigkeit des Akkumulationsprozesses von der kapitalistischen Durchdringung nicht-kapitalistischer Milieus erklärt. Im zweiten Teil schildert sie die theoretischen und strategischen Debatten, mit denen Ökonomen vom frühen 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts auf wiederkehrende Wirtschaftskrisen, langfristige Entwicklungsblockaden sowie die Entstehung der Arbeiterbewegung reagiert haben. Im letzten Teil verallgemeinert sie die vorangehenden Analysen zur Dialektik von kapitalistischer Expansion und Reproduktion zu einem Modell kapitalistischer Entwicklung, bei der die Akkumulation des industriellen Kapitals in den Zentren entscheidend von kolonialen Eroberungen in anderen Teilen der Welt abhing ... Damit, so schlussfolgerte Luxemburg, käme es zu wirtschaftlicher Stagnation und verschärfter Konkurrenz und in deren Folge zu einer Verschärfung internationaler Konflikte und Klassenkämpfe. Diese Diagnose sollte sich alsbald bewahrheiten. Nur ein Jahr nach Erscheinen der »Akkumulation des Kapitals« brach der Erste Weltkrieg aus.

Luxemburgs Hoffnung, ein Krieg könne durch Aktionen der internationalen Arbeiterbewegung verhindert werden, erfüllte sich allerdings nicht. Vielmehr führte der Ausbruch des Krieges zu einem vorläufigen Ende einer seit

der Jahrhundertwende ansteigenden Streikwelle. Indes nahm die Streikaktivität bereits während des Krieges wieder zu und steigerte sich schließlich bis zu revolutionären Aufständen in Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn. Die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren, eine damit verbundene neue Welle offener Klassenkämpfe und schließlich der Zweite Weltkrieg bestätigten Luxemburgs düstere Prognosen über die Zukunft des Kapitalismus ein ums andere Mal. Allerdings entstanden im Ersten Weltkrieg auch die Grundlagen für die soziale Integration der Arbeiterbewegung.

Aus dem Vorwort von Ingo Schmidt zu dem von ihm herausgegebenen Band »Rosa Luxemburgs ›Akkumulation des Kapitals‹. Die Aktualität von ökonomischer Theorie, Imperialismuserklärung und Klassenanalyse« (VSA, 168 S., br., 16,80 €).

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