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Das Frauenproblem der Linkspartei

Fast die Hälfte des Landesverbandes ist weiblich, doch es treten vorwiegend Männer ein

Die märkische LINKE hat fähige Kandidatinnen für die Landtagswahl am 14. September. Trotzdem zeichnet sich für die Zukunft ein Frauenmangel ab.

Ungefähr 7150 Mitglieder zählt die märkische LINKE, 44 Prozent von ihnen sind Frauen. Das Verhältnis ist also gegenwärtig relativ ausgeglichen. Unter den Hochbetagten, die schon älter als 85 Jahre sind, gibt es sogar mehr Genossinnen als Genossen. Kein Wunder: Frauen leben in der Regel länger. Übrigens stellte sich heraus, dass märkische Sozialistinnen älter werden als die durchschnittliche Brandenburgerin. »Links zu sein, ist gesund«, bemerkt Landesgeschäftsführerin Andrea Johlige lächelnd. Trotzdem registrierte Wahlkampfchef Matthias Loehr ein heraufziehendes Frauenproblem. Das ist möglicherweise ernster zu nehmen als die Nachwuchssorgen, über die schon seit vielen Jahren geredet wird.

Denn es kommen durchaus junge Menschen zur Partei. 161 Eintritte hat es im vergangenen Jahr gegeben. Das kann zwar die Zahl von 214 gestorbenen Genossen nicht aufwiegen, zumal es auch noch 140 Austritte gab - aber es bewegt sich etwas. In vielen Kreisvorständen vollzog sich ein Generationswechsel und auch im Landesvorstand deutet sich dies nun an. Die Schwierigkeit besteht darin, dass zu wenig junge Frauen zur Partei stoßen. Nur rund ein Drittel der Neueingetretenen sind Frauen, informiert Geschäftsführerin Johlige.

Das Durchschnittsalter der weiblichen Mitglieder liegt bei 70,6, das männlichen bei 66,5. Bei der Suche nach geeigneten Kandidatinnen für die Kommunalwahl am 25. Mai bereitete dies schon Schwierigkeiten. Bei der Landtagswahl am 14. September macht sich der Frauenmangel noch nicht so deutlich bemerkbar. Für die Landesliste, die am 24. und 25. Januar in Potsdam aufgestellt wird, liegen 21 Bewerbungen von Frauen vor. Sie verteilen sich ziemlich gleichmäßig auf die Geburtsjahrgänge 1951 bis 1991. Auch die Mitte 40-Jährigen, unter denen die LINKE weniger Mitglieder und weniger Wähler hat als in anderen Altersgruppen, sind mit vier Bewerberinnen vertreten.

Fähige Politikerinnen und interessante Persönlichkeiten, starke Frauen. Die Mischung stimmt: Junge Bewerberinnen wie die Physiklehrerin Tina Lange (25) neben erfahrenen wie Umweltministerin Anita Tack (62). Die jüngste, Juliane Pfeiffer (23), begründet ihre Bewerbung so: »Auch wenn nach 200 Jahren Frauenbewegung viel erreicht wurde, gibt es leider immer noch gesellschaftliche Diskriminierung von Frauen.« Klassische Frauenberufe wie Altenpflegerin und Erzieherin werden schlecht bezahlt und auch bei gleicher Arbeit erhalten Frauen 20 Prozent weniger Lohn als männliche Kollegen, argumentiert die Soziologiestudentin. Die Debatten »um alltäglichen Sexismus« im Jahr 2013 haben nach ihrer Ansicht gezeigt, »dass Feminismus immer noch tagesaktuell ist und zu sein hat«. Es gebe noch viel zu tun - »auch in der Geschlechterfrage«.

Frauen bringen eine spezielle Sichtweise ein und sind darum in der Politik eigentlich unverzichtbar. Ganz abgesehen davon, dass gleichberechtigtes Mitgestalten von Politik durch Frauen sich für eine sozialistische Partei von selbst versteht. Die LINKE weiß das und quotiert streng. Jeder zweite Platz auf der Landesliste ist traditionell für Genossinnen vorbehalten. Andere Parteien könnten sich eine Scheibe abschneiden. So stehen auf der 45 Namen umfassenden CDU-Landesliste nicht einmal ein Dutzend Frauen, und auf der FDP-Liste finden sich Frauen nur auf den Plätzen fünf, sieben, neun und zehn.

Da nimmt sich die LINKE regelmäßig mehr vor. Doch Anspruch und Wirklichkeit klaffen zuweilen auseinander. 2009 erhielt die LINKE 21 Direktmandate. Ob es nun gerade Männer oder Frauen sind, die Wahlkreise gewinnen, lässt sich vorher nicht exakt planen. So wird es auch bei der bevorstehenden Wahl am 14. September sein. Mit einem leichten Übergewicht von Männern in der neuen Fraktion muss gerechnet werden, da die Partei für die insgesamt 44 Wahlkreise bislang nur zwölf Frauen aufstellte. In drei Wahlkreisen steht die Nominierung noch aus.

Derzeit befinden sich 26 Sozialisten im Landtag, darunter bloß neun Frauen. Immerhin rückt demnächst noch eine nach, wenn Linksfraktionschef Christian Görke am 22. Januar zum neuen Finanzminister ernannt wird und dann sein Abgeordnetenmandat niederlegt. Nachrückerin Karin Weber ist eine alte Bekannte. Sie saß bereits von 2004 bis 2009 im Parlament. Sie machte sich einen Namen im Kampf gegen neofaschistische Heldengedenken am Soldatenfriedhof Halbe.

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