Generalsbesuch im Dorf Houaymakphik

Laotische Volksarmee beging ihren 65. Gründungstag

  • Alfred Michaelis, Vientiane
  • Lesedauer: 3 Min.
Als »bewaffnete Propagandaeinheit« wurde 1949 die heutige laotische Volksarmee gegründet. Zum Jubiläum wurden die ergrauten Veteranen erneut in eine Propagandaschlacht geschickt.

Großer Bahnhof im kleinen Dorf Houaymakphik. Männer in Uniform steigen aus Limousinen. Hände werden geschüttelt. Höchster Gast ist Asang Laoly, stellvertretender Premierminister der Demokratischen Volksrepublik Laos. Generalmajor Asang Laoly war lange Zeit Innenminister, heute spricht er mit alten Kampfgefährten. Asang ist 73 Jahre alt, viele seiner Gesprächspartner sind in seinem Alter. 88 ehemalige Kämpfer der Laotischen Volksarmee haben in Houaymakphik für den Ruhestand ein Stück Land erhalten. Dass so hoher Besuch kam, hat einen besonderen Grund: Am 20. Januar feierte die Volksarmee den 65. Jahrestag ihrer Gründung. Partei und Regierung machten ein großes Jubiläum daraus.

Im Januar 1949, Asang Laoly war gerade acht Jahre alt, wurden die ersten bewaffneten Einheiten der unter dem Namen Pathet Lao bekannt gewordenen laotischen Patrioten aufgestellt. Genauer gesagt nannten sie sich bewaffnete Propagandaeinheiten, die anfangs vor allem das Ziel hatten, in Laos Anhänger zu gewinnen. Eine davon agierte im Nordwesten des Landes an der Grenze zu Vietnam. Sie erhielt den Namen Latsavong und wurde von Kaysone Phomvihane (1920-1992) geführt, später langjähriger Generalsekretär der Laotischen Revolutionären Volkspartei, Regierungschef und zuletzt Staatsoberhaupt der Volksrepublik. Gekämpft wurde damals gegen die französische Kolonialmacht, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs alles daran setzte, ihre früheren Kolonien in Indochina zurückzuerobern. Vier Jahre später war die Einheit nicht nur gewachsen, sondern sie hatte mit Unterstützung vietnamesischer Kräfte die gesamte Nordostprovinz Houaphanh erobert und zum befreiten Gebiet erklärt. Die Kampfhandlungen waren Teil eines größeren Geschehens, das den ersten Indochinakrieg beenden sollte: der Schlacht von Đien Biên Phu 1954.

Doch der Kampf war damit nicht zu Ende. Den Franzosen folgten Amerikaner, die nun »gegen den Kommunismus« zu Felde zogen. 1973 endete dieser Krieg endlich, 1975 wurde die Volksrepublik ausgerufen.

Die Armeeführung lebt bis heute in dieser Tradition des Kampfes, dem die Grenzscharmützel mit Thailand in den 80er Jahren ein neues Kapitel hinzufügten. Bei der politischen Führung des Landes hatte die Armee stets einen guten Stand, auch die Übergänge des Führungspersonals waren meist fließend. Neben Kaysone Phomvihane, der zumindest keinen militärischen Rang trug, gehörten stets eine Reihe von Generälen zum innersten Führungszirkel der Partei und damit auch des Staates.

Seit dem Ende des Kalten Krieges sieht sich die Armee in Orientierungsnöten. Südostasiatische Integration in der ASEAN ist angesagt und anders als die Nachbarn Vietnam, Kambodscha oder Thailand hat Laos keine offenen Territorialfragen. Der Kampf hat sich heute auf das Feld der Wirtschaft verlegt. Die laotische Führung muss sich sogar Sorgen darüber machen, dass die Armee mehr an ihren eigenen wirtschaftlichen Aktivitäten interessiert ist als an der Aufrechterhaltung der Kampfbereitschaft. In der Rhetorik zum großen Jahrestag wurden deshalb immer wieder die Traditionen beschworen, zumal nach 65 Jahren die Zahl der Zeitzeugen schwindet. So ziehen die alten Generäle wieder in die Propagandaschlacht, indem sie vor Mitgliedern des Jugendverbandes von ihren Taten berichten und den laotischen Patriotismus wachhalten wollen.

Aber auch die Armeeveteranen in Houaymakphik trugen einen Wunsch vor: Sie hätten gern ganzjährig Wasser für ihre Felder und Gärten.

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