Umweltschützer

Der mongolische Umweltschützer Tsetsegee Munchbayar muss für 21 Jahre ins Gefängnis

  • Bernhard Clasen
  • Lesedauer: 2 Min.

Tsetsegee Munchbayar wird in den nächsten Jahren noch häufig von seiner Kindheit als Hirte am Ongi träumen. Sehen wird er seinen Fluss wohl nicht mehr. Das liegt nicht nur an der 21-jährigen Haftstrafe, zu der der extrovertierte Umweltschützer Anfang der Woche von einem mongolischen Gericht verurteilt wurde. Auch wird es den Fluss in ein paar Jahren wohl nicht mehr geben. Seit die Regierung des rohstoffreichen Landes 1993 begann, Lizenzen an ausländische Bergbaukonzerne zu vergeben, herrscht Goldgräberstimmung. Und die Goldgräber haben das meiste Wasser des Ongi schon abgepumpt - eine Katastrophe für zehntausende Hirten und deren Familien. Viele mussten ihren Beruf aufgeben, leben heute in der Hauptstadt Ulan-Bator von der miserablen Sozialhilfe oder verdingen sich als Tagelöhner in der Goldindustrie.

Doch Munchbayar wollte sich mit dieser ökologischen und sozialen Tragödie nicht abfinden. Anfang 2000 gründete er die »Bewegung zum Schutz der Flüsse und Seen«, die auch international Anerkennung fand - 2007 erhielt er den renommierten Goldman-Umweltpreis. Und die Proteste hatten Erfolg: 2010 entzog das mongolische Parlament einige der Goldschürflizenzen. Doch die Lobby der betroffenen australischen, russischen, chinesischen, kanadischen und mongolischen Bergbaukonzerne kämpfte für eine Verwässerung des strengen Umweltgesetzes. Munchbayar organisierte zahlreiche Protestaktionen für die Einhaltung des Gesetzes. Im Zentrum der Hauptstadt bauten die Umweltschützer, die zu Pferd aus der Provinz angeritten kamen, immer wieder Protestlager mit Jurten auf.

Zum Verhängnis wurde Munch-bayar sein gespaltenes Verhältnis zur Gewalt. Im September 2013 drangen er und andere Umweltschützer bewaffnet in den Garten des Parlaments ein, um »eine Petition zu überreichen«. Bei einem Gerangel löste sich ein Schuss aus der Pistole eines Angreifers, wobei jedoch niemand zu Schaden kam. Trotzdem wurden jetzt langjährige Haftstrafen gegen Munchbayar und vier seiner Weggenossen verhängt.

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