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Japans Wirtschaft tritt auf der Stelle

Der billige Yen hat bislang keine Wirkung auf Nippons Exporte

  • Felix Lill, Tokio
  • Lesedauer: 3 Min.
Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist im vierten Quartal kaum noch gewachsen. Ob die Wirtschaftspolitik von Shinzo Abe Erfolg hat, ist unklar.

»Das Umfeld für Exporte hat sich bisher nur langsam verbessert«, sagte Japans Wirtschaftsminister Akira Amari Anfang der Woche mit verhaltener Stimme. Schuld seien die schwächelnden Märkte in Südostasien und die anhaltende Flaute in den Industrienationen. Die Konsequenz: In den drei Monaten von Oktober bis Dezember sind Japans Exporte gegenüber den vorigen drei Monaten nur um 0,4 Prozent gewachsen. Auch daran zeigt sich, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt weiterhin auf wackligen Beinen steht.

Auch die anderen Zahlen, auf die sich Amari am Montag bezog, bestätigten dies: Im vierten Quartal 2013 ist die Wirtschaft nur um ein Prozent gewachsen. Analysten waren durchschnittlich von 2,4 Prozent ausgegangen. Das vergangene Quartal war damit das wirtschaftlich schwächste seit Amtsantritt von Premierminister Shinzo Abe Ende 2012. Im ersten Quartal 2013 war Japan noch um aufs Jahr gerechnete 3,5 Prozent gewachsen, seitdem ist die Tendenz fallend.

Abe trat sein Amt mit dem Versprechen an, Japan nach gut zwei Jahrzehnten ökonomischer Stagnation wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Dafür hat er hohe Staatsausgaben, eine lockere Geldpolitik und eine Reihe noch immer geplanter Strukturreformen veranlasst. Dies sorgte zunächst für ein Aufblühen der Wirtschaft, das aber bald wieder verpuffen könnte, wenn die geplanten Strukturreformen nicht umgesetzt werden.

Der Konsum etwa hat nur um 0,5 Prozent zugenommen. Das ist deutlich weniger als erhofft, zumal ab April die Mehrwertsteuer von fünf auf acht Prozent angehoben wird, so dass vor diesem Wechsel eigentlich eine stärkere Nachfrage von langlebigen Produkten erwartet worden war. Und das schwache Exportwachstum hat Japans Handelsdefizit weiter verschlechtert.

Auch die lockere Geldpolitik des neuen Zentralbankchefs Haruhiko Kuroda hat trotz massiv gefallenen Yens bislang keinen positiven Effekt auf die Ausfuhren. Zudem muss Japan nach dem Tsunami und der folgenden Atomkatastrophe in Fukushima im März 2011 verstärkt Rohstoffe für den Energiebedarf importieren.

Aber es sieht nicht alles schlecht aus: Die Konsumzahlen sind zwar niedriger als erhofft, aber angesichts der endlich wieder positiven Inflationsrate und des nach wie vor fallenden Reallohnniveaus immerhin ein positiver Trend. Zudem kam schon vor einigen Wochen die Nachricht, dass die Produktion der Industrie gestiegen ist. Unternehmen werden allmählich optimistischer. Die Mehrzahl der Betriebe und viele Ökonomen gehen von einer anhaltenden Belebung aus. Dadurch könnten schließlich auch die Löhne steigen, was wiederum den Konsum anreizen würde.

Hinzu kommt die leise Möglichkeit, dass sich die Zahlen vom Montag noch verbessern. Sie sind nur die erste Schätzung des Wirtschaftswachstums, im März folgt eine Korrektur. Die Asienausgabe des Wall Street Journal wies am Dienstag darauf hin, dass die Hochrechnungen von Japan im zweiten Schritt um durchschnittlich 0,84 Prozentpunkte korrigiert werden, während der allgemeine Durchschnitt nur bei 0,5 Prozent liegt. Wirtschaftsminister Akira Amari bleibt daher etwas Hoffnung. Vielleicht hat sich die ganze Wirtschaft doch schon rascher verbessert als zunächst vermutet.

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