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Ein Fall für die Kriminalstatistik

Andreas Fritsche zu angeblich geschönten Verbrechenszahlen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

»Wollen Sie den Diebstahl wirklich anzeigen? Wir finden Ihr Fahrrad sowieso nicht.« Der Polizist möchte sich den Papierkram ersparen. Nehmen wir an, dies ist ein Einzelfall mit äußerst geringen Auswirkungen auf die Kriminalstatistik. Wenn aber tatsächlich per Dienstanweisung zum Beispiel zehn in einer Nacht in einer Straße aufgebrochene Autos als ein Fall gewertet werden und nicht als zehn Fälle, dann kann man sich das Ausmaß der Trickserei vorstellen.

In Brandenburg werden Kriminalstatistiken angeblich systematisch geschönt, berichtete das rbb-Fernsehen. Da gelte etwa ein Fall als aufgeklärt, wenn sich ein Anfangsverdacht nicht bestätigt habe, auch wenn der wirkliche Täter gar nicht gefasst wurde. Die offiziell auf 54,2 Prozent gestiegene Aufklärungsquote liege bei realistischer Betrachtung vielleicht bei etwa 40 Prozent. Nun verlangt die CDU Aufklärung, auch nachdem der Polizeipräsident die Vorwürfe zurückwies.

Bekanntlich soll man nur der Statistik trauen, die man selbst fälschte. Jenseits aller Zahlen ist längst klar: Mit nur 7000 Polizisten wird Brandenburg nicht auskommen. Darum hat sich das Land bereits entschlossen, die Zahl der Stellen doch nicht auf 7000, sondern nur auf 7800 zu reduzieren. Besser wäre es, alle derzeit 8200 Stellen zu erhalten oder sogar wieder mehr Kollegen einzustellen. Darum dreht es sich ja im Kern bei der Aufregung um die Statistik. Lieber als Polizisten, die korrekt Statistiken führen, wären mir Beamte, die geklaute Fahrräder finden.

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