Sorge um den akademischen Nachwuchs

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Der als Selbstverpflichtung der Bundesregierung und unter der Leitung des Instituts für Hochschulforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (HoF) erstellte »Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs (BuWiN) 2013« liegt nun vor; der letzte wurde 2008 erstellt. Laut buwin.de ist das öffentliche Interesse an der Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses gestiegen. Habe »zu Beginn des Jahrtausends die Situation von Promovierenden« im Zentrum der Aufmerksamkeit gestanden, stünde nun die »Phase nach der Promotion im Vordergrund«.

Überhaupt scheint die Sorge um den wissenschaftlichen Nachwuchs größer zu werden. Zum Beispiel nimmt sich spiegel.de des Bachelors an und postet: »Bachelor-Studenten sehen 2012 ihr Studium etwas besser«. Sie könnten »etwas freier entscheiden, welche Module und Kurse sie wählen wollen und kommen mit den inhaltlichen und zeitlichen Anforderungen der Studienpläne besser zurecht«. Doch aus Sicht der HoF sind Ausstattung und Lehre für Bachelorstudenten »immer noch ungenügend«. Im Ergebnis sei die Studiendauer länger als geplant, was das Ziel, »Studenten schneller und damit jünger auf den Arbeitsmarkt zu bringen«, konterkariere. Vor allem beobachte man »mit Sorge«, wie die »Generation Bachelor« zunehmend an »Selbstständigkeit, kritischem Denken und Verantwortungsbewusstsein« verlöre.

Unter der Überschrift »Forschung aus fairer Produktion« schreibt zeit.de, dass »Universitäten endlich ihren Nachwuchs entdecken und künftig besser behandeln wollen«. Hier fokussiert man auf die »tiefe Kluft« zwischen der »kleinen Zahl verbeamteter Professoren mit hohem Renommee und großer Freiheit« und der Mehrheit von wissenschaftlichen Mitarbeitern, die »auf wackeligen Posten weisungsgebunden und ohne klare Perspektive ausharren«. Mittlerweile bewerte man von » Hochschulrektorenkonferenz über die Gewerkschaften bis zur Max-Planck-Gesellschaft den sogenannten akademischen Mittelbau als größte Schwachstelle des deutschen Wissenschaftssystems«. Um dem entgegenzuwirken arbeite man im Bundesforschungsministerium an einem »Pakt für den Nachwuchs«, einer Art Selbstverpflichtung der Hochschulen.

Dass man mit diesem Pakt einen »Kodex gegen Kettenverträge« umsetzen will, scheint überfällig. So hatten laut zeit.de 2012 einzelne wissenschaftliche Mitarbeiter an der Universität Bremen »bis zu 47 einzelne, mitunter nur einen Monat dauernde, aneinandergereihte Verträge«. Darauf kurz und knapp Zzzzeit: »Die prekäre Beschäftigungssituation an den Unis ist hundertprozentig staatsgemacht. Ich warte auf eine Lösung des Staates, an dem sich die Wirtschaft ein Scheibchen abschneiden kann.« iraetstudio ergänzt: »Kettenverträge sind eine Umgehung des geltenden Rechts, das muss der Gesetzgeber endlich klarstellen.« Lena Tietgen

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