Erdogans Bumerang

Velten Schäfer über die Blockade von Twitter in der Türkei

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 1 Min.

2013 fielen 90 000 Benutzer des Kurzmitteilungsdienstes Twitter aus allen Wolken: Ein britischer Internetexperte machte öffentlich, dass ein von ihnen abonnierter mexikanischer Kurzkommentator in Wirklichkeit nicht existierte, sondern von ihm selbst simuliert worden war. Das zeige, dass Twitter-Prominenz nichts über die Wahrhaftigkeit von Inhalten sage.

Wie das Internet überhaupt ist auch das kommerzielle Unternehmen Twitter nicht Technik gewordene Demokratie. Längst kümmern sich Heerscharen von »Social-Media-Experten« darum, auch auf dieser Plattform bezahlte und Tendenzinhalte durch den persönlich wirkenden Verbreitungsmodus des Dienstes mit jenem Hauch des »Echten« zu versehen, der in medialisierten Gesellschaften unbezahlbar ist.

Dass der türkische Premier, über den auf Twitter peinliche, teils strafrechtsrelevante Enthüllungen verbreitet worden waren, nun offenbar den Dienst hat blockieren lassen, ist dennoch nicht nur eine Attacke auf die Meinungsfreiheit - sondern vor allem fast unglaublich plump. Und wohl ein Bumerang, denn außer- wie innerhalb des Internets verleiht nichts einer Nachricht so viel Glaubwürdigkeit wie deren Unterdrückung.

Der Vorgang zeigt Erdogans Nervosität vor den anstehenden Kommunalwahlen. Doch helfen wird ihm dieses medienpolitische Husarenstück auf keinen Fall. Schon deshalb, weil solche Sperren allemal umgangen werden können.

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