59 Prozent finden Deutschland ungerecht

Allensbach-Umfrage: Nur 21 Prozent sehen die Verteilung von Vermögen und Einkommen als fair an

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Wie gerecht ist die Bundesrepublik? Laut einer Umfrage des Instituts Allensbach für die »Welt« sind 59 Prozent der Befragten in Deutschland der Meinung, hierzulande gehe es nicht gerecht zu. Lediglich 21 Prozent sehen die Verteilung von Vermögen und Einkommen als fair an. Wenig überraschend ist es vor diesem Hintergrund, wenn eine Mehrheit es für wichtiger hält, die soziale Gerechtigkeit durch Maßnahmen zu verbessern - statt die Verwertungsbedingungen für das Kapital in Deutschland - vulgo: Wirtschaftstandort oder Wettbewerbsfähigkeit - zu stärken. Und so kommen sogar die Pläne der Großen Koalition in der Bevölkerung gar nicht so schlecht weg: 79 Prozent meinen, die Aufstockung der Rente von Geringverdienern fördere die soziale Gerechtigkeit, berichtet die »Welt« unter Verweis auf die Allensbach-Umfrage. 78 Prozent sind derselben Meinung mit Blick auf einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro. Und etwa 70 Prozent glauben jeweils, die Rente mit 63 und eine frühere Gleichstellung von Leiharbeitern mit regulären Beschäftigen würden für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen.

Worüber die Umfrage auch Auskunft gibt: Was die Befragten mit »sozialer Gerechtigkeit« konkret verbinden. 91 Prozent sehen sie als gegeben an, wenn ein Beschäftigter von seinem Lohn leben kann. 90 Prozent, wenn alle Kinder die gleichen Chancen auf eine gute Schulbildung haben. 77 Prozent halten eine Grundsicherung für jeden Bürger für unverzichtbar. 70 Prozent der Menschen legen aber auch Wert darauf, dass sich mehr Leistung lohnt, so die »Welt«. In der Rangfolge der »Gerechtigkeiten« steht laut der Allensbach-Umfrage die Chancengerechtigkeit ganz oben, dahinter kommen Leistungs- und Familiengerechtigkeit, gefolgt von der Generationengerechtigkeit. Die Verteilungsgerechtigkeit landete in der Umfrage an letzter Stelle.

Das ist deshalb interessant, weil sich über den Steuer-Hebel die Ungleichheit der Verteilung von Vermögen und Einkommen ja noch am einfachsten beeinflussen ließe. Doch das aktuelle Steuersystem finden »nur« 49 Prozent nicht gerecht - das sind deutlich weniger als bei einer ähnlichen Umfrage im Jahr 2008, als noch 78 Prozent dieser Meinung waren. 40 Prozent sind laut der Allendsbach-Umfrage der Auffassung, die Höhe des Spitzensteuersatzes sowie der Reichensteuer sei ausreichend; »32 Prozent halten die Belastung für Gutverdiener für zu niedrig, zwölf Prozent für zu hoch«, so die Welt. nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal