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Paris hat seine einstige Vorreiterrolle verloren

In Versailles feierten Xi Jinping und François Hollande ein halbes Jahrhundert diplomatischer Beziehungen

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.
Vor seinem Deutschland-Besuch macht Xi Jinping in Frankreich Station. Dort war ein Jubiläum zu begehen.

Der Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping von Dienstag bis Donnerstag in Frankreich stand weitgehend im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten. Darauf nahmen sowohl der Gast als auch sein Gastgeber, der französische Staatspräsident François Hollande, bei den Gesprächen im Pariser Elysée und in ihren Reden auf der Festveranstaltung in Versailles Bezug. Mit der Anfang 1964 erfolgten diplomatischen Anerkennung hatte Frankreich mitten im Kalten Krieg die Isolierung der bereits 1949 gegründeten Volksrepublik durchbrochen. General Charles de Gaulle ließ sich dabei sowohl von strategischen als auch von ganz pragmatischen Gesichtspunkten leiten. Er nahm die Verärgerung der USA in Kauf, die seinerzeit in den Viet-namkrieg verstrickt waren und die auf das Regime in Südvietnam setzten, während China den Norden unterstützte. Für Präsident de Gaulle zählte vor allem, dass dieser Alleingang Frankreichs internationale Rolle aufwertete und die Grande Nation zu einer dritten Macht zwischen der UdSSR und den USA machte. Für China waren diese Beziehungen wichtig, um auf der internationalen Bühne gehört zu werden und eine Rolle zu spielen - unabhängig von der Sowjetunion, mit der die Beziehungen sehr angespannt waren.

Paris hatte aber auch ganz besonders China mit seinen damals 700 Millionen Menschen als gigantischen Markt mit großem Industrialisierungs- und Modernisierungsbedarf im Auge. Die Handelsbeziehungen entwickelten sich anfangs auch sehr dynamisch, doch die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllten sich mit den Jahren immer weniger. Heute ist Frankreich unter den Handelspartnern Chinas auf den 19. Rang zurückgefallen, mit nur 1,2 Prozent der chinesischen Importe, während beispielsweise der Anteil der Importe aus Deutschland viermal höher liegt. Der Grund ist, dass viele französische Industrieunternehmen ins Billiglohnland China abgewandert sind und andere, wie auch die Handelsketten, in China preisgünstig gefertigte Waren beziehen. Umgekehrt reduzieren sich die chinesischen Importe weitgehend auf Luxusgüter, Wein und Feinkost. Frankreichs Außenhandelsdefizit gegenüber China, das von 5,7 Milliarden Euro im Jahre 2000 auf 25,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr geklettert ist, soll unbedingt gesenkt werden. Darum wurden in Paris besonders die im Rahmen des Staatsbesuchs unterzeichneten 50 Verträge im Wert von insgesamt 18 Milliarden Euro herausgestellt. Davon entfallen allein 10 Milliarden Euro auf die Bestellung von 70 Flugzeugen vom Typ Airbus A320 und A330. Ferner wurde der gemeinsame Bau von 1000 Hubschraubern im Wert von 5,8 Milliarden Euro durch Airbus Helicopter und sein chinesisches Partnerunternehmen Avic vereinbart. Und der staatliche chinesische Autokonzern Dongfeng investiert 800 Millionen Euro in den französischen PSA-Konzern, womit dessen Gründerfamilie Peugeot ihre dominierende Stellung verliert.

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