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Holzschnittgeschichten

Horst Dieter Gölzenleuchter zum 70. Geburtstag

  • Friedrich Grotjahn
  • Lesedauer: 3 Min.

Wie kann man das »Gesamtwerk« eines Künstlers beschreiben, der Holzschnitte herstellt, groß wie Türen, sowie ebenso große Stahlskulpturen, der aber zugleich ganz kleine Lyrikbände zu den vier Jahreszeiten herausbringt, ein Künstler, der zugleich Maler, Buchkünstler, Schriftsteller, Verleger ist? - Ich möchte mich hier im Wesentlichen darauf beschränken, ihn als Buchkünstler vorzustellen, auch, weil dabei deutlich wird, dass er in seiner Kunst kein Solist ist, sondern immer wieder mit anderen zusammen arbeitet, Horst Dieter Gölzenleuchter, der am 15. April 70 Jahre alt wird.

Einen entscheidenden Impuls für sein Leben und Arbeiten bekam er durch die sozialistisch-pazifistisch ausgerichtete »Andere Zeitung«. Hier lernte er Texte von Kurt Tucholsky, Bertolt Brecht, Carl von Ossietzky, Anna Seghers sowie künstlerische Arbeiten von Frans Masereel, Käthe Kollwitz, Otto Pankok, Otto Dix kennen. Dementsprechend begann er Anfang der 60er Jahre mit ersten eigenen Plakaten: »Denkt an Hiroshima - nie wieder Krieg!« Er klebte sie an Bauzäune gegenüber dem Hauptbahnhof. Die »Wort-Bilder« erregten Aufsehen, wurden gelesen, diskutiert, heruntergerissen. - Horst Dieter Gölzenleuchter ist seinem sozialistisch-pazifistischen Ansatz treu geblieben.

1971 verließ er die Fabrik, in der er gearbeitet hatte, wurde freischaffender Künstler. »Mit Literatur und Kunst wollten wir was bewegen«. Ein Meilenstein dieser »Bewegung« war das literarische Bilderbuch: »Nicht mit den Wölfen heulen« (1979), das 47 Autorinnen und Autoren von Heinrich Heine bis Klaus-Peter Wolf versammelte, und schließlich der erste Band der Editionsreihe »Wort und Bild« wurde, die er zusammen mit seiner Frau Renate herausgibt.

Mit einer Ausstellung im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Oktober 2009, konnte er auf 30 Jahre Edition »Wort und Bild« mit insgesamt 79 Büchern zurückblicken. Die Umschläge dieser Bücher zeigen je einen Originalholzschnitt des Künstlers selbst, sodass er an jedem Buch individuell beteiligt ist.

Seit dem Jahr 2000 bringt Gölzenleuchter jedes Jahr zu Weihnachten eine Mappe mit »Werkstattdrucken« heraus, eine Zusammenstellung von Arbeiten verschiedener Künstlerinnen und Künstler mit kurzen Texten von Autorinnen und Autoren. Zu den dort versammelten Künstlern zählen unter anderen Lothar Kittelmann, Chemnitz, Mattias Schilling, Templin, Jörg Seifert, Annaberg.

Neben diesen »Periodika« entstehen auch immer wieder Kunstbücher zusammen mit einzelnen Autoren. Dazu gehört der Band mit Gedichten von Paul Schallück, den Hugo Ernst Käufer zu dessen 90. Geburtstag (2012) herausgebracht hat. Gölzenleuchter kommentiert darin die Gedichte mit seinen Pinselzeichnungen.

Und dann gibt es diese schönen Kunstbände, in denen Gölzenleuchter von seinen »Schnitt- und Druckwegen«, vom »Vierkant-Bauholz«, und von seinem »Traum von Afrika« erzählt, Bücher mit Titeln, wie »Holzschnittgeschichten« (2008) oder »Am Anfang war der Strich« (2011).

Im Kunst- und Galeriehaus, Lohrheide Str. 57, Bochum-Wattenscheid. ist vom 3. Mai bis zum 8. Juni die Ausstellung »Horst Dieter Gölzenleuchter zum 70. Geburtstag, Holzschnitte, Aquarelle« zu sehen.

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