Mondsichel unterm Riesenplaneten

Der Sternenhimmel im Mai zeigt auch ein weit geöffnetes Ringsystem des Saturn

  • Hans-Ulrich Keller
  • Lesedauer: 4 Min.
In der ersten Maihälfte bieten Jupiter, Mars und Saturn ein hübsches Schauspiel. Insbesondere das Ringsystem des Saturn ist dann einen Blick durchs Teleskop wert.

Berlin. Drei helle Planeten beherrschen den Abendhimmel im Mai. Nach Einbruch der Dunkelheit leuchtet am Westhimmel ein heller, weißer Lichtpunkt auf - der Jupiter. Am 4. erhält der Riesenplanet Besuch vom Mond. Die schmale Sichel des zunehmenden Mondes zieht südlich, also unterhalb an Jupiter vorbei, ein hübscher Himmelsanblick gegen 22 Uhr. Aus der zweiten Nachthälfte zieht sich der Riesenplanet zurück. Auch Mars lenkt als helles Gestirn die Blicke auf sich. In der Abenddämmerung sieht man den roten Planeten schon relativ hoch im Südosten im Sternbild der Jungfrau. Im Laufe des Monats wird Mars deutlich lichtschwächer, da sich die Erde von ihm entfernt.

Saturn kommt am 10. im Sternbild Waage in Opposition zur Sonne. Er steht am irdischen Firmament somit der Sonne gegenüber. Wenn sie untergeht, erscheint Saturn am Osthimmel. Seine höchste Stellung erreicht er um etwa ein Uhr Sommerzeit. Morgens geht Saturn im Westen unter. Es lohnt sich, einmal Saturn durch ein Teleskop zu betrachten. Sein Ringsystem ist gegenwärtig weit geöffnet. Man sieht auf die Nordseite der Ringe und ebenso auf die Nordhalbkugel des Saturn. Ohne Teleskop zeigt sich Saturn nur als gelblicher Lichtpunkt.

Saturn ist fast zehnmal so weit wie die Erde von der Sonne entfernt. Knapp dreißig Jahre ist er unterwegs, bis er einmal die Sonne umrundet hat. Vor der Erfindung des Fernrohres galt Saturn als sonnenfernster Planet. Inzwischen kennt man die Planeten Uranus und Neptun, die noch weiter entfernt jenseits der Saturnbahn um die Sonne laufen.

Saturn rotiert sehr schnell. Ein Saturntag ist zehn Stunden und 40 Minuten lang. Wegen seiner raschen Rotation ist die Saturnkugel am stärksten von allen Planeten abgeplattet. Die Saturnkugel wird von einer dichten Atmosphäre aus Wasserstoff, Helium, Methan und Ammoniak eingehüllt. Man blickt auf die Wolkenobergrenze seiner dichten Gashülle. Schon mit Fernglas ist Titan, der Riesenmond des Saturns, zu erkennen. Mit 5150 Kilometer Durchmesser ist er deutlich größer als Merkur, der kleinste und sonnennächste Planet.

Merkur zeigt sich in der zweiten Maihälfte am Abendhimmel knapp über dem Nordwesthorizont. Es ist die günstigste Abendsichtbarkeitschance des Jahres. Wer noch nie Merkur gesehen hat, sollte versuchen, den kleinen Planeten in der Abenddämmerung zu finden. Mit 23 Grad erreicht Merkur am 25. seinen größten östlichen Winkelabstand von der Sonne. Die helle Venus kann am Morgenhimmel vor Sonnenaufgang gesehen werden. Anfang Mai erscheint sie gegen 5 Uhr, zu Ende des Monats bereits 4 Uhr morgens am Osthimmel.

Im Mai tauchen die Sternschnuppen des Aquaridenstromes auf. Die Meteore dieses Stromes scheinen dem Sternbild Wassermann zu entströmen, das lateinisch Aquarius heißt. Die meisten Sternschnuppen sind in der Nacht um den 6. zu erwarten. Da der Wassermann in unseren Breiten recht tief steht, bekommen wir nur einen Bruchteil aller Aquariden zu sehen. Am 14. tritt im Sternbild Waage die Vollmondphase exakt um 21.16 Uhr ein. Knapp nördlich vom hell glänzenden Vollmond sieht man den Saturn. In Neumondposition kommt der Erdtrabant am 28. um 20.40 Uhr. Mit 404 320 Kilometer Entfernung befindet sich der Mond am 6. in Erdferne. In Erdnähe kommt er am 18. mit 367 100 Kilometer Distanz.

Steil über unseren Köpfen erblickt man den Großen Wagen. Der Große Wagen bildet mit seinen sieben Sternen einen Teil des Großen Bären, nämlich Schwanz und Schinken. Rumpf, Tatzen und Kopf des Großen Bären werden von lichtschwachen Sternen markiert, die man in unseren lichtüberfluteten Städten mit bloßen Augen kaum erkennen kann.

Im Süden passiert das Sternbild Jungfrau mit seinem Hauptstern Spica die Mittagslinie. Nahe dem Jungfraustern Porrima leuchtet auffällig der rötliche Planet Mars. Hoch im Südosten strahlt unübersehbar der orange Arktur im Sternbild Bootes, zu deutsch Rinderhirt. Arktur ist ein roter Riesenstern in 37 Lichtjahren Entfernung. Im Nordosten geht gerade das Sommerdreieck auf.

Die Sonne strebt ihrem Höchststand entgegen, den sie aber erst am 21. Juni erreicht. Am 14. Mai überschreitet die Sonne mittags die Grenze vom Sternbild Widder zum Stier. In den frühen Morgenstunden am 21. Mai tritt sie in das Tierkreiszeichen Zwillinge. Die Mittagshöhen der Sonne nehmen um knapp sieben Grad zu, die Tageslänge wächst um eineinhalb Stunden. dpa/nd

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