Erst die ganze Welt - und dann die NSA

Britischer Geheimdienst will »unkontrollierten« Zugriff auf NSA-Daten

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 2 Min.
Ist es Größenwahn oder einfach der nächste logische Schritt? Der britische Geheimdienst GCHQ soll sich um einen »unkontrollierten Zugriff« auf die Daten der NSA-Überwachungsprogramme bemüht haben. Möglicherweise mit Erfolg.

Dass es zur Selbsterhaltungslogik datenwütiger Geheimdienste wie des britischen GCHQ gehört, immer mehr Daten sammeln zu wollen, beweisen Snowdens Dokumente seit Monaten immer wieder aufs Neue. Doch was tut man, wenn schon fast die gesamte weltweite Telekommunikation auf den eigenen Festplatten gespeichert ist? Man holt sich die Daten der NSA – ohne deren Kontrolle.

Neu veröffentliche Dokumente aus dem Fundus von Edward Snowden zeigen, wie der britische Militärgeheimdienst GCHQ entweder völlig größenwahnsinnig geworden ist, oder einfach seine Datensammelwut konsequent auf den Höhepunkt treibt. Wie das Enthüllungsportal »The Intercept« berichtet, soll sich das GCHQ im April vergangenen Jahres um einen »unüberwachten Zugriff zu Daten« der NSA bemüht haben.

Dazu zapfte der Geheimdienst allerdings nicht NSA-Server an. Stattdessen bat der damalige GCHQ-Chef Sir Iain Lobban einfach seinen NSA-Kollegen Keith Alexander beim Abendessen um einen ensptrechenden Zugang. Ob der damalige NSA-Chef der Bitte stattgab, geht leider nicht aus den Unterlagen hervor; allerdings – so berichtet »The Intercept« - habe Alexander »Unterstützung« signalisiert.

Gestärkt wird diese Vermutung auch durch andere Passagen in dem Dokument. Dort ist die Rede davon, dass das GCHQ bereits in der Vergangenheit unkontrolliert auf NSA-Daten zugreifen konnte. So habe der britische Geheimdienst während der Olympischen Spiele 2012 in London Zugriff auf die Prism-Datenbank gehabt, in der unter anderem die Kommunikation der Nutzer von Google, Yahoo, Microsoft, Apple und Facebook gespeichert wird.

Glaubt man anderen Snowden-Veröffentlichungen, dürfte das GCHQ mit dem NSA-Zugang ohnehin bestenfalls auf ein Backup seiner eigenen Daten stoßen. Allein mit seinem Programm »Tempora« soll der britische Geheimdienst über 200 Glasfaserkabel anzapfen und dadurch den gesamten transatlantischen Datenverkehr mitschneiden können.

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