Tragödie vor Neuseeland

Drei deutsche Segler an der Südküste ertrunken

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

Für die Suchmannschaften, die tagelang nach dem vermissten Segler-Trio gesucht hatten, brachte der Dienstag traurige Gewissheit: Trümmer und ein leeres Rettungsfloß, die an der Südküste Neuseelands angespült wurden, konnten eindeutig der Jacht der drei vermissten Deutschen zugeordnet werden, gab die neuseeländische Polizei bekannt.

Der tragische Segelausflug hätte der Abschluss einer traumhaften Neuseelandreise für zwei deutsche Teenager werden sollen. Die 19-jährige Lea Tietz und die gleichaltrige Veronika Steudler waren zusammen mit dem 33-jährigen deutschen Auswanderer André Kinzler auf dessen Boot von Bluff bis zum Preservation Inlet im Süden der neuseeländischen Südinsel unterwegs gewesen. Sie hatten ihn erst einen Monat zuvor in Neuseeland kennen gelernt.

Das Trio war am 16. April mit dem 7,5 Meter langen Boot bei recht rauem Wetter von Bluff aufgebrochen. Der 33-Jährige, der auf einer Milchfarm auf der Südinsel arbeitete, hatte das Segelboot vor etwa einem Jahr gekauft, weswegen spekuliert wurde, dass seine Segelerfahrung vielleicht noch nicht ausreichend war.

Sein neuseeländischer Arbeitgeber alarmierte die Behörden, als sein Mitarbeiter nach der geplanten sechstägigen Segeltour nicht wieder zum Melkdienst antrat. Das war ungewöhnlich für den ansonsten sehr zuverlässigen Mann. Seine Kollegen sagten, dass der junge Deutsche, der bereits mit dem Rad um Neuseeland gefahren war, ein Abenteurer und »Freigeist« gewesen sei, der plante, irgendwann einmal zurück nach Deutschland zu segeln.

Laut seinem Chef Jim Cooper verbrachte er jede freie Minute auf dem Wasser. »Er hat immer diese Ausflüge gemacht und ist immer wieder aufgetaucht. Er hat uns nie im Stich gelassen.« Deswegen glaubt Cooper, dass der Deutsche im Notfall alles versucht hätte, die Mädchen an Bord zu retten. Doch er sei Segelanfänger gewesen und mag Verständnisschwierigkeiten mit der lokalen Küstenwache bei seiner Abreise in Bluff gehabt und deswegen das Wetter und die Bedingungen unterschätzt haben, vermutet sein Chef. »Ihm fehlte das lokale Wissen über die See.«

Während die Familien der Segler traurige Gewissheit haben, bangen andere Familien noch um das Schicksal ihrer Angehörigen in Neuseeland. So ist seit März ein 19-Jähriger aus Krefeld vermisst. Er verschwand nach einer Tour in einem Nationalpark auf der Südinsel. Sein Rucksack wurde am Wegesrand gefunden. Auch die historische Jacht Nina wird seit fast einem Jahr in der Tasmansee vermisst. Neben amerikanischen Segelenthusiasten und Studenten war der britische Parteivorsitzende der Grünen, Matthew Wootton, der aus Umweltschutzgründen ablehnte zu fliegen, an Bord.

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