Opfer des Missbrauchs bei Franziskus

Deutsches Netzwerk: Nichts weiter als PR-Veranstaltung

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Rom. Papst Franziskus hat erstmals Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche getroffen und sie dabei demütig um Vergebung »für diese Sünden und schweren Verbrechen« gebeten. Er feierte am Montag mit sechs Betroffenen aus Deutschland, Irland und Großbritannien eine Morgenmesse. Danach widmete sich der Papst in Gesprächen - insgesamt drei Stunden lang - jedem Einzelnen der drei Männer und drei Frauen. Die katholische Kirche war vom Skandal um jahrzehntelangen Missbrauch an Heranwachsenden in zahlreichen Ländern massiv erschüttert worden. Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI. hatte sich insgesamt fünf Mal mit Menschen getroffen, die in katholischen Kirchen und Einrichtungen sexuell missbraucht worden waren, so in den USA und in Deutschland.

In seiner Predigt bat Franziskus auch um Verzeihung für jene Kirchenführer, die nicht angemessen auf Berichte über Missbrauch geantwortet hätten. »In der Geistlichkeit ist kein Platz für jene, die Missbrauch begehen«, sagte er und bekräftigte, Vergehen an Minderjährigen nicht tolerieren zu wollen. Kritiker werfen der katholischen Kirche vor, die Täter oftmals geschützt zu haben. Zudem fordern sie den Vatikan auf, die Ermittlungen nicht länger im Verborgenen zu führen, sondern mit der staatlichen Justiz zusammenzuarbeiten.

»Die Aktion von Papst Franziskus ist ein weiteres Stück Symbolismus, nichts weiter als eine PR-Veranstaltung«, kritisierte das deutsche Netzwerk Betroffener von sexueller Gewalt. Der Papst schare lieber strenggläubige Missbrauchsopfer um sich und bete mit ihnen, anstatt die Betroffenen angemessen zu entschädigen, so der Vorsitzende des Netzwerkes, Norbert Denef. Begegnung auf Augenhöhe sehe anders aus.

Franziskus hatte das Treffen selbst angekündigt und der Vatikan die als private Begegnung gehaltene Zusammenkunft vorbereitet. Auf dem Rückflug von seiner Nahost-Reise hatte der Papst Ende Mai sexuellen Missbrauch durch Geistliche mit einer »schwarzen Messe« verglichen und scharf verurteilt. Dies sei ein schweres Problem, bei dem es für die katholische Kirche nur eine Null-Toleranz gebe, sagte Franziskus. Er hatte im Dezember 2013 eine achtköpfige Kommission ins Leben gerufen, die ein gesteigertes Bewusstsein auch von der Verantwortung für Kirche bei sexuellem Missbrauch schaffen soll. Agenturen/nd

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