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»Spiegel«-Redaktion stellt sich gegen Chefredakteur

Petition an Gesellschafter übergeben - große Mehrheit gegen Büchners Pläne / Kritik: Keine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Redaktion des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel« stemmt sich gegen den Plan von Chefredakteur Wolfgang Büchner, kurzfristig identische Ressortleitungen für Print und Online zu berufen. Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes haben 250 von 328 Beschäftigten in Redaktion und Dokumentation des »Spiegels« eine Petition unterschrieben, die am Freitagnachmittag an die Gesellschafter übergeben wurde. In der Redaktion lag die Quote bei 86 Prozent. Die Petition fordert die Gesellschafter auf, Büchners Pläne zum jetzigen Zeitpunkt abzulehnen. Die Unterschriftensammlung war am Donnerstag gestartet worden.

Die Gesellschafter wollten am Freitagnachmittag zu Beratungen in Hamburg zusammenkommen. Zum Verlauf der Sitzung wurde zunächst nichts bekannt. Mehrheitseigner sind die Beschäftigten des Verlags, die über die Mitarbeiter KG 50,5 Prozent halten. Weitere Gesellschafter des »Spiegels« sind der Hamburger Verlag Gruner + Jahr, der 25,5 Prozent der Anteile besitzt, und die Erben des Magazingründers Rudolf Augstein, die 24 Prozent halten. In allen wichtigen Fragen muss laut Gesellschaftervertrag eine Mehrheit von 76 Prozent unter den Eigentümern erreicht werden.

Büchners Pläne, die von Geschäftsführer Ove Saffe unterstützt werden, haben für große Unruhe im Haus gesorgt. Demnach sollen alle Ressortleiterposten neu ausgeschrieben werden. Künftig sollen die Ressortleitungen für Print und Online zuständig sein. Der Spiegel-Verlag und die Chefredaktion wollten sich auf Anfrage zu dem Thema nicht äußern.

In der Petition der Redaktion heißt es, eine enge Zusammenarbeit des »Spiegels« und des Internetangebots »Spiegel Online«, das bisher in einer Tochterfirma organisiert ist, sei unabdingbar. Die Strukturveränderung könne aber nur in vertrauensvoller Zusammenarbeit umgesetzt werden. Das sei nicht der Fall. Außerdem sei der Zeitpunkt falsch gewählt, weil mit der Änderung des Erscheinungstermins zunächst eine andere wichtige Umstellung bewältigt werden müsse. Ab Januar 2015 soll der »Spiegel« nicht mehr montags, sondern samstags erscheinen.

Chefredakteur Büchner liegt mit den Ressortleitern des »Spiegels« bereits seit seinem Amtsantritt im September 2013 im Streit. Als eine seine ersten Amtshandlungen hatte er den »Bild«-Journalisten Nikolaus Blome zum Leiter der Hauptstadtredaktion des »Spiegels« berufen und in die Chefredaktion aufgenommen. Mit der Personalie war er nicht nur bei den Ressortleitern, sondern auch bei einem Großteil der Redaktion auf Widerstand gestoßen. epd/nd

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