UNO fordert Verfolgung der IS-Verbrechen

»Akte der Unmenschlichkeit auf unvorstellbarem Niveau«

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Genf. Die Vereinten Nationen fordern eine entschlossene Strafverfolgung der Kriegsverbrechen des Terrornetzwerks »Islamischer Staat« (IS) in Irak. Die Regierung in Bagdad müsse mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft die Täter zur Rechenschaft ziehen, verlangte die stellvertretende UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Flavia Pansieri, am Montag in Genf. Pansieri sagte bei einer Sondersitzung des UNO-Menschenrechtsrates zu Irak, IS-Angehörige hätten »Akte der Unmenschlichkeit auf einem unvorstellbaren Niveau« verübt. Nach ihren Angaben töteten die sunnitischen IS-Milizen in den vergangenen Monaten in den von ihnen eroberten Gebieten in Nord-Irak wahllos Angehörige anderer ethnischer oder religiöser Gemeinschaften. Besonders betroffen seien Christen, Jesiden und Schiiten. Über eine Million Menschen seien vor der Gewalt geflohen.

Die stellvertretende Hochkommissarin machte IS auch für erzwungene Religionsübertritte, Verschleppungen, Sklaverei, sexuelle Gewalt, Folter und die Belagerung von Ortschaften verantwortlich. Die Extremisten missbrauchten Kinder als Soldaten und zerstörten mutwillig Moscheen, Kirchen und andere religiöse und kulturelle Monumente.

Vertreter muslimischer Staaten verurteilten ebenfalls die IS-Terroristen. Der Gesandte Marokkos erklärte, dass die Gewaltakte des IS nicht durch den islamischen Glauben gedeckt seien. Der IS greife alle Religionen an. Der Vertreter der Vereinigten Arabischen Emirate sprach von »barbarischen Akten«. Pakistans Regierungsvertreter erinnerte an das Leid der irakischen Zivilbevölkerung, deren Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und anderen humanitären Gütern gefährdet sei.

Der Menschenrechtsrat wollte später am Montag über eine Resolution abstimmen, die von europäischen Staaten und Irak eingebracht wurde. Darin wird die Aufstellung einer Untersuchungsmission gefordert, welche die Verbrechen der IS-Milizen in Irak dokumentieren soll. Die Liste könnte als Grundlage für eine Strafverfolgung dienen.

Durch die Gewalt in Irak sind nach UN-Angaben allein im August mehr als 1400 Menschen getötet worden. In Folge der von Dschihadisten geführten Offensive in Irak habe es im vergangenen Monat mindestens 1420 Todesopfer gegeben, teilte die Vertretung der Vereinten Nationen in Irak am Montag in Bagdad mit. In demselben Zeitraum seien zudem mindestens 1370 Menschen verletzt worden. Die westirakische Provinz Al-Anbar wurde bei den Zahlen indes nicht berücksichtigt. Die UNO erklärte zudem, es sei schwierig, Vorfälle in umkämpften Gebieten oder Gegenden außerhalb der Kontrolle der Regierung zu verifizieren.

Unterdessen haben kurdische Kämpfer und verbündete schiitische Milizen die irakische Stadt Sulaiman Bek von den Dschihadisten zurückerobert. Die nördliche Stadt sei wieder unter der Kontrolle der »verbündeten Kräfte«, es gehe aber noch immer Gefahr von möglicherweise zurückgelassenen Sprengsätzen aus, sagte der Regierungsverantwortliche für das nahe Gebiet Tus Churmatu, Schallal Abdul Baban, am Montag. Zudem gebe es Kämpfe um die ebenfalls in der Provinz Salaheddin gelegene Ortschaft Jankadscha. Agenturen/nd

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