Mehr Obst, weniger Putin?
Fabian Lambeck über einen Aufruf des Bundeslandwirtschaftsministers
Die große Weltpolitik macht manchmal auch den hiesigen Bauern einen Strich durch die Rechnung. Etwa das russische Importverbot für Lebensmittel aus der EU. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt rief seine Landsleute nun dazu auf, mehr heimisches Obst zu essen, um so die Auswirkungen des russischen Einfuhrstopps abzumildern. Jeder könne etwas tun, so Schmidt, nämlich Obst essen - am besten fünfmal pro Tag. Dahinter steckt der seichte Gedanke, die Exporte durch eine Ankurbelung der Binnennachfrage überflüssig zu machen. Zwar fordern linke Ökonomen diese Kehrtwende seit Jahren, aber so wie der Landwirtschaftsminister sich das vorstellt, wird es nicht klappen. Wer zu viel Obst ist, bekommt Bauchschmerzen. Zumal man den deutschen Markt abschirmen müsste, um die hiesigen Landwirte vor Obstbauern aus anderen EU-Staaten zu schützen, die nun ebenfalls neue Abnehmer für ihre Ernte suchen. Schon jetzt sinken die Preise auf den Agrarmärkten.
Und Russland? Deckt sich jetzt in Südamerika mit Lebensmitteln ein. Wir brauchen also einen ebenso robusten wie großen Magen, um die Obstbauern zu unterstützen. Zumal demnächst auch Maschinenbauer und Automobilhersteller eine stärkere Binnennachfrage brauchen. Vielleicht sollte die EU ihren Sanktionskurs doch noch einmal überdenken.
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