LINKE-Chefin wirft Gauck »Säbelrasseln« vor

Kipping: Erwarte Besonnenheit von Staatsoberhaupt / Co-Chef Riexinger kritisiert Militarisierung der deutschen Außenpolitik

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die LINKE-Vorsitzende Katja Kipping hat Bundespräsident Joachim Gauck nach seiner Russland-Kritik »Säbelrasseln« im Ukraine-Konflikt vorgeworfen. »Ich erwarte Besonnenheit und nicht weitere Beiträge zur öffentlichen Mobilmachung«, sagte sie am Mittwoch im Deutschlandfunk. »Die Aussage, wir werden die Verteidigungsbereitschaft den neuen Umständen anpassen, ist mindestens Säbelrasseln.« Gauck sei mit der Rede komplett aus seiner Rolle als Präsident gefallen. »Wenn Putin zündelt, muss der deutsche Bundespräsident nicht noch Öl ins Feuer gießen.« Auch der zweite Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger erneuerte seine Kritik vom Vortag. Der Bundespräsident habe der Militarisierung der deutschen Außenpolitik das Wort geredet, sagte er im Sender WDR 5. Er erwarte, dass der Bundespräsident als »Friedensbotschafter der deutschen Politik« auftrete.

Gauck hatte bei der zentralen polnischen Gedenkfeier zum deutschen Überfall vor 75 Jahren gesagt, die Geschichte lehre, dass territoriale Zugeständnisse den Appetit von Aggressoren nur vergrößerten. Der Westen werde entschlossen reagieren. Politiker von Union und SPD nahmen Gauck am Dienstag gegen die Kritik der Linken in Schutz. SPD-Vizechef Ralf Stegner hatte erklärt, der Vorwurf, Gauck trage zu einer Eskalation bei, sei »eine groteske Verdrehung von Ursache und Wirkung«. Nach Ansicht von Stegner schieße die Linke »weit über das Ziel hinaus«, wenn sie behauptee, »die Reden des Bundespräsidenten gefährdeten den Weltfrieden«.

Auch der Vorsitzende des Außenausschusses im Europaparlament, Elmar Brok (CDU), sprang Gauck bei. »Leisetreterei ist von Aggressoren noch immer als Freibrief für weitere Taten betrachtet worden«, sagte Brok der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. »Russland will die Freiheit eines unabhängigen Landes zerstören.« Der Vizepräsident des Europaparlaments, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), wertete Riexingers Kritik als Beleg dafür, »wie gefährlich die Linkspartei in der Außenpolitik irrlichtert«. Nicht Gauck gefährde mit seinen Worten den Weltfrieden. »Das tut Wladimir Putin«, erklärte Lambsdorff. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal