Was ein Gramm bewirken kann
Alexander Ludewig teilt Robert Hartings Wunsch nach neuen Rekorden
Nach der WM in Brasilien, die mit dem Titelgewinn der DFB-Elf die riesige Begeisterung für den Fußball hierzulande nochmals steigerte, befürchten viele andere Sportarten einen weiteren Bedeutungsverlust. Zuletzt nutzte Vital Heynen, Bundestrainer der Volleyballer, die Bühne der gerade laufenden Weltmeisterschaft in Katowice, um davor zu warnen.
Wenn man um die Gunst eines größeren Publikums buhlen will, braucht der Sport Titel, Rekorde und Spektakel. Einen konstruktiven Vorschlag, um die Leichtathletik interessanter zu machen, lieferte jetzt Diskuswerfer Robert Harting. »Jede Disziplin, die nicht fähig ist, Weltrekorde zu produzieren, wird von der Leichtathletik nicht geachtet«, weiß der Olympiasieger aus eigener Erfahrung. Sprintstar Usain Bolt ist weltweit der einzig vielversprechende Werbeträger. »Die Gewichte der Wettkampfgeräte sollten um ein Gramm angehoben werden. Damit würden neue Regeln entstehen, und die alten Weltrekorde kann man einfrieren«, so Harting.
Ausgangspunkt für den Berliner sind die zweifelhaften Uralt-Bestmarken seiner Disziplin. Fast vier Meter trennen Harting vom Weltrekord des Schweriners Jürgen Schult aus dem Jahr 1986, mehr als fünf Meter fehlen der kroatischen Olympiasiegerin Sandra Perkovic auf die Weite der Cottbuserin Gabriele Reinsch von 1988. »Die Marke ist eine Beleidigung für alle, die heute werfen«, sagt Harting: »Damals wurde durch Doping an der Biologie des Menschen herummanipuliert.«
Harting hat Recht: »Neue Weltrekorde verbessern die Vermarktungsmöglichkeiten.« Und indem man sich von alten Dopingschatten erlösen würde, bekäme die Leichtathletik zugleich neue Siegergesichter. Welchen Effekt das haben kann, bewiesen zuletzt ja Mario Götze & Co.
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