Tausende Italiener demonstrieren gegen Rettung von Flüchtlingen

Rechtspopulisten fordern Ende von Marine-Einsatz »Mare Nostrum«

  • Lesedauer: 2 Min.

Mailand. In Mailand gingen am Samstag tausende Menschen gegen eine Fortsetzung des italienischen Marine-Einsatzes »Mare Nostrum« zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer auf die Straße. Zu der Demonstration aufgerufen hatte die rechtspopulistische Partei Lega Nord, die sich nach eigenen Angaben nicht gegen Einwanderung an sich, sondern gegen illegale Einwanderung ausspricht. Der Einsatz »Mare Nostrum« fördere die illegale Einwanderung, lautet der Vorwurf. Zeitgleich gab es in Mailand eine Gegendemonstration, an der laut Polizei etwa 3000 Menschen teilnahmen.

Unterdessen sind vor den Küsten Spaniens und Griechenlands erneut dutzende Bootsflüchtlinge von Behörden aufgegriffen worden. Insgesamt 70 Flüchtlinge in mehreren Booten wurden am Samstag vor der Südküste Spaniens mitgenommen, wie die Küstenwache mitteilte. Weitere 79 Menschen wurden vor der griechischen Insel Rhodos entdeckt, ein Flüchtling gilt seither als vermisst.

Die spanischen Rettungskräfte seien in der Nacht zum Samstag zunächst über ein Flüchtlingsboot informiert worden, teilte die Küstenwache mit. Auf dem Weg dorthin hätten die Einsatzkräfte ein zweites Boot entdeckt. Die 33 Passagiere der beiden Schiffe seien nach Almería gebracht worden. Die mehrheitlich aus Nordafrika stammenden Flüchtlinge seien dann in die Obhut des Roten Kreuzes gegeben worden. Zwei weitere Boote stoppten die Rettungskräfte vor Málaga und Murcia. Die insgesamt 37 Insassen wurden in Sicherheit gebracht.

Bei einer Rettungsaktion vor der griechischen Insel Rhodos wurden nach Angaben der örtlichen Hafenpolizei 79 schiffbrüchige Flüchtlinge gerettet. Ihr Boot kenterte demnach am Samstagmorgen. Die Schiffbrüchigen, unter denen nach Angaben der Behörden auch der mutmaßliche Menschenschmuggler ist, seien zunächst von einem Frachtschiff aus dem Wasser gerettet worden.

Beim Besteigen des Frachters ging laut Polizei ein Flüchtling über Bord. Nach ihm wurde zunächst vergeblich gesucht. Die übrigen Schiffbrüchigen wurden nach Rhodos gebracht, wo Ermittlungen zur Ursache des Bootsunglücks eingeleitet wurden. Außerdem wurde versucht, die Identität der Flüchtlinge zu klären.

Die Zahl der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen versuchen, hat sich in den vergangenen Monaten deutlich erhöht. Griechenland, Spanien und Italien zählen zu den Ländern, vor deren Küsten am häufigsten Flüchtlinge aufgegriffen werden. Nach Schätzungen von Menschenrechtlern kamen allein seit dem Jahr 2000 23.000 Flüchtlinge an Europas Außengrenzen ums Leben. dpa/nd

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