Sieben Tage, sieben Nächte

  • Lesedauer: 2 Min.

Und an diesem Wochenende geht es wieder rund in Calafou nahe Barcelona: Zum zweiten Mal finden Workshops zu Ökomotoren statt - drei Tage Informationsaustausch darüber, wie man die elektrische Energie, die man im täglichen Leben braucht, ressourcenschonend optimieren kann. Drei Tage, an denen es darum geht, darüber zu sinnieren, wie man sich von der Abhängigkeit der Strommultis befreien kann, drei Tage, wo neben Arbeit auch Spaß an Gemeinschaft und gutem Essen nicht zu kurz kommen. Drei Tage, in denen sich vieles verdichtet, wofür die Cooperativa Integral Catalana (CIC) steht: Zwischen Personen und sozialen Unternehmen ein Netzwerk von kooperativen und sozialen Wirtschaftsbeziehungen zu schaffen, das sich den Marktregeln und staatlicher Kontrolle verweigert. Daran arbeitet die im Frühjahr 2010 in Katalonien aus der Taufe gehobene CIC mit zunehmender Resonanz: Über rund 2000 Menschen sind bereits integriert - die tiefe Wirtschaftskrise Spaniens beflügelt die Initiative.

Calafou ist eines der Vorzeigeprojekte der CIC: im Selbstverständnis eine ökoindustrielle, postkapitalistische Siedlung. Das Gelände der ehemaligen Textilfabrik, mit Schule, Bar und Kirche und Wohnhäusern, auf dem die damaligen Arbeiter auch wohnten und lebten, stand 40 Jahre leer. Bis 2011 Aktivisten das Gelände mieteten und dorthin zogen, um eine Modellsiedlung für die Zukunft zu entwickeln - eine Zukunft jenseits des Kapitalismus. Für die Ausrichtung industrieller Prozesse heißt das einen Umbau in Richtung Nachhaltigkeit, eben Ökoindustrie. Langlebige Produkte statt Wegwerfartikel. Der CIC und den Menschen in Calafou geht es um Lösungen für das 21. Jahrhundert und nicht um den Traum von der Rückkehr in vormoderne Zeiten. Was bisher produziert wird, sind freilich vornehmlich agrarbasierte Produkte: Marmelade, Brot, Heilkräuter, Biogemüse und auch mit dem Bierbrauen wird experimentiert. Auf industrielle Massenproduktion wird ohnehin aus Prinzip verzichtet, egal ob bei der bereits stattfindenden Seifen- oder der geplanten Möbelherstellung. Dass das mit dem 21. Jahrhundert ernst gemeint ist, zeigt sich am Hacklab besonders beim Bolzenschuss und vielleicht auch noch später oder gar nicht. Tja, so ist das. tos

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal