Milchpreise könnten weiter sinken

Marktliberalisierung lässt Produktion steigen

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach den am Montag von Discountern angekündigten Preissenkungen bei Milchprodukten, zogen andere Handelsketten nach. Landwirte befürchten neue Krise.

Aldi hat wieder mal den Anfang gemacht, andere zogen nach. Zahlreiche Handelsketten haben nach den vom Billigdiscounter angekündigten Preissenkungen bei Milch- und Fleischprodukten ebenfalls die Preise nach unten korrigiert. Aldi-Konkurrent Lidl teilte mit, das Unternehmen »vollzieht die von einem Mitbewerber ausgelöste Preissenkung nach und folgt damit dem Gesamtmarkt«. Auch der Discounter Norma senkte eine Reihe von Preisen. Ein Sprecher von Rewe und Penny kündigte an, man werde mit den »jeweiligen Preiseinstiegseigenmarken auf die vom Wettbewerb ausgelöste Preisrunde bei Milch und Fleisch reagieren«. Edeka plus Tochterunternehmen Netto folgten.

Die Handelsunternehmen geben damit nach eigenen Angaben die niedrigen Preise an den Märkten an die Verbraucher weiter. Nach dem Embargo für Exporte nach Russland und dem sinkenden Verbrauch in den asiatischen Ländern, fiel der Auszahlungspreis für ein Kilo Rohmilch auf durchschnittlich 33 Cent, gleichzeitig stieg die Milchproduktion weltweit. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) befürchtet einen weiteren Verfall. Im vergangenen Krisenjahr 2009 lag der durchschnittliche Auszahlungspreis bei 20 Cent. Verbandsprecher Hans Foldenhauer sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: »Durch die hohen Kostensteigerungen wären 30 Cent je Kilogramm mit der Situation von 2009 vergleichbar«. Nach dem Rekordhoch im vergangenen Jahr ein herber Einschnitt. Der BDM forderte von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) einen Runden Tisch, um Schritte zur Stabilisierung zu beraten.

Auch der Deutsche Bauernverband bezeichnete es als »nicht akzeptabel, wenn Molkereien und Lebensmittelhandel als einzige Antwort auf die derzeitige Marktsituation in die alten Verhaltensmuster der Billigpreispolitik zurückfallen.« Der Lebensmittelhandel trage angesichts der Konzentration von Einkaufsmacht eine besondere Verantwortung. Die jüngst vorgelegte Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes habe erneut gezeigt, wie bedenklich die Konzentration von Nachfragemacht bei wenigen Handelsketten ist.

Eine Rückkehr zu staatlicher Mengensteuerung in den Agrarmärkten und Preisgarantien lehnt der Bauernverband jedoch weiterhin ab. Als letzter Schritt der Liberalisierung fällt im kommenden Jahr die Milchquote. Diese Aussicht hat bereits jetzt zu höherer Produktion geführt, um neue Märkte auf dem Weltmarkt zu erschließen. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) dagegen argumentiert, bei der Milch werde deutlich, der Markt funktioniere nicht, wenn er auf sinkende Preise mit gesteigerter Produktion reagiere, anstatt die Mengen zu reduzieren.

Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte zudem, dass die Preis-Dumping-Strategie auf dem Rücken der Tiere und der Landwirte ausgetragen werde.

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