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Schneckentempo beim Klimaschutz

Studie errechnet, wie die Ziele des Paris-Abkommens in einzelnen Sektoren zu schaffen wären

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes geht weiter.
Die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes geht weiter.

Washington. Im Kampf gegen die Erderhitzung tun die Staaten laut einer neuen Studie weltweit viel zu wenig, um die Klimakrise auf ein erträgliches Maß einzudämmen. Keiner der Indikatoren in 45 Schlüsselsektoren ist mit Blick aufs Jahr 2030 auf Kurs, um das Klimaabkommen von Paris einzuhalten, wie eine neue Studie der Denkfabriken Climate Analytics und World Resources Institute (WRI) zeigt. Die Weltklimakonferenz hatte vor zehn Jahren in Paris beschlossen, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

»Alle Systeme blinken rot«, sagte Clea Schumer vom WRI in Washington, eine der Leitautorinnen zum am Mittwoch erschienenen Bericht »State of Climate Action 2025«. »Es bleibt einfach keine Zeit mehr für Zögern oder halbe Sachen.« Die Ergebnisse gelten auch als Weckruf für die Weltklimakonferenz in Brasilien in knapp drei Wochen.

Alarmierend sei etwa, dass die staatlichen Subventionen für fossile Brennstoffe wie Gas, Öl und Kohle seit 2014 jährlich um durchschnittlich 75 Milliarden US-Dollar gestiegen seien – auf nunmehr als 1,5 Billionen US-Dollar im Jahr 2023. Auch nehme die Abholzung der Wälder, die klimaschädliche Treibhausgase aufnehmen, wieder zu, obwohl die Entwaldung zu Beginn des Jahrzehnts noch abgenommen hatte. Und der Anteil der klimaschädlichen Kohle an der Stromerzeugung sei in den letzten Jahren auch nur geringfügig gesunken. »Wir fallen nicht nur zurück – wir rasseln bei den wichtigsten Aufgaben durch«, sagte Sophie Boehm vom WRI dazu.

Den Berechnungen zufolge müsste die Welt bis 2030 Folgendes unternehmen, um die Pariser Klimaschutzziele einzuhalten: mindestens zehnmal schneller aus der Kohle aussteigen, was der Stilllegung von fast 360 Kohlekraftwerken mittlerer Größe pro Jahr und dem Stopp aller geplanten neuen Projekte entspricht. Ferner müsste die Abholzung von Wäldern neunmal schneller reduziert werden – das derzeitige Niveau entspricht dem Bericht zufolge in etwa dem dauerhaften Verlust einer Fläche von fast 22 Fußballfeldern pro Minute. Schließlich gelte es, den Rind- und Lammfleischkonsum in Ländern mit hohem Konsum fünfmal schneller zu reduzieren. Das würde bedeuten, den Verzehr um etwa zwei Portionen pro Woche in Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland zu senken.

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Bill Hare, Chef von Climate Analytics, sagte, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, komme es jetzt auf nur eines an: Geschwindigkeit. Darin sei die Wissenschaft sich einig.

Der Bericht, den unter anderem der Bezos Earth Fund und die Stiftung Climate Works finanzierten, beleuchtet auch positive Entwicklungen. So habe sich der weltweite Anteil der Stromerzeugung aus Solar- und Windenergie seit 2015 mehr als verdreifacht, hieß es. Und im Jahr 2024 übertrafen die Investitionen in saubere Energien zum zweiten Mal in Folge die Investitionen in fossile Brennstoffe. dpa/nd

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