Frisches Geld für strahlende Bomben

Laut einer Studie boomt das Geschäft der Banken und Versicherungen mit Atomwaffenherstellern

Nichtregierungsorganisationen fordern die großen Geldinstitute auf, die Finanzierung von Atomwaffenfirmen zu beenden.

Mehrere hundert Milliarden Euro haben große Finanzdienstleister in den vergangenen Jahren an Hersteller von Nuklearwaffentechnologien vergeben oder diesen vermittelt. Dies geht aus einer Studie der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) hervor, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. »Keine Bank, kein Pensionsfonds oder Versicherungsunternehmen sollte finanzielle Beziehungen zu Unternehmen unterhalten, die an der Herstellung von Massenvernichtungswaffen beteiligt sind«, forderte Ko-Autorin Susi Snyder von der niederländischen Friedensorganisation PAX.

In der Studie mit dem Titel »Don’t Bank On The Bomb« wurden 411 Geldhäuser aus 30 Ländern untersucht, die 28 Unternehmen finanzieren, welche Atomsprengköpfe sowie Trägersysteme wie Raketen, Bomber und U-Boote herstellen. Die Geldhäuser versorgten diese im Zeitraum von 2011 bis 2014 mit insgesamt 402 Milliarden US-Dollar (318 Milliarden Euro). Und zwar über Kredite, die Emission oder den Kauf von Aktien und Anleihen sowie über Projektfinanzierungen. Mit dem Geld werden laut ICAN nukleare Waffensysteme entwickelt, modernisiert oder gewartet.

Die größten Hersteller - oft Mischkonzerne, die nur einen Teil ihres Geschäftes im Rüstungsbereich tätigen - wie auch die meisten ihrer Hauptfinanziers kommen demnach aus den USA. Die Liste der europäischen Finanzinstitute führt die französische Großbank BNP Paribas an. Zehn deutsche Geldhäuser unterhalten laut den Recherchen Finanzbeziehungen in Umfang von ca. 7,2 Milliarden Euro zu 20 Herstellern von Nuklearwaffentechnologien. Etwa die Hälfte der Summe kommt ThyssenKrupp zugute, der Rest Airbus, Northrop Grumman und BAE Systems. Allein die Deutsche Bank unterhält Geschäftsbeziehungen in der Größenordnung von 3,1 Milliarden, gefolgt von der Commerzbank (2,2 Milliarden). Der Versicherungsriese Allianz verwaltet Vermögenswerte an zehn Atomwaffenfirmen von 700 Millionen Euro. Auch Landesbanken und die staatliche KfW-Bankengruppe seien beteiligt.

»Anders als beim Thema Streumunition und Landminen sind deutsche Finanzhäuser nicht bereit, sich von Kunden zu verabschieden, die massiv in die Herstellung von Atomwaffentechnik verstrickt sind«, beklagte Barbara Happe von der Umweltorganisation Urgewald. Die Geldinstitute müssten ihre internen Rüstungsrichtlinien nachbessern, um das Engagement in diesem Bereich zu begrenzen oder zu beenden.

Thomas Küchenmeister vom Verein Facing Finance erinnerte die Bundesregierung an ihr Bekenntnis zum Ziel »Global Zero« (atomwaffenfreie Welt) und forderte sie auf, deutschen Geldhäusern Finanzdienstleistungen für Hersteller von Nuklearwaffentechnologien gesetzlich zu untersagen. Zudem müssten die Ermittlungsbehörden prüfen, ob mit der Finanzierung von Atomwaffenherstellern nicht gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen werde.

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