Häuserkampf um Schiefergas
Velten Schäfer über das Fracking-Gesetz der Bundesregierung
»Lassen Sie uns über Fracking reden«, sprang eine riesige Anzeige des Energiekonzerns ExxonMobil im September die Leser vieler großer Printmedien in Deutschland an. Die rieben sich die Augen ob des Aufwands, denn die riskante Gasgewinnungstechnologie galt lange als undurchsetzbar. Doch offenbar wussten es die Konzerne schon damals besser.
Der nun bekannt gewordene Entwurf ist denn auch alles andere als ein Anti-Fracking-Gesetz. Noch im Juli hatten die SPD-Minister Sigmar Gabriel und Barbara Hendricks die schärfstmöglichen Bedingungen angekündigt, doch nun knickt der Bund ein. Kommerzielle Ausbeutung soll ab 2019 statt 2021 möglich sein, die kritische Grenze einer Tiefe von 3000 Metern - die meisten Vorkommen befinden sich oberhalb dessen - wurde aufgeweicht. Eine ominöse Expertenkommission soll mehrheitlich entscheiden, wo die Technik ungefährlich sei. Die Industrie ist begeistert.
Das Gesetz würde die Auseinandersetzung um die Technologie zum Gegenstand von Häuserkampfen machen. Ob und wo man »fracken« darf, würde ähnlich wie bei Kohlemeilern de facto von lokalen Kräfteverhältnissen abhängen. Örtliche Aktivisten können zunächst noch auf die Länder hoffen, die bislang ausgesprochen skeptisch waren. Dennoch sollten sie schon einmal mit dem Warmlaufen beginnen.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.