»Wir können vor Weihnachten noch streiken«

EVG-Vorsitzender Kirchner macht Druck auf die Bahn

  • Rainer Balcerowiak
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn geht es nur mühsam voran. Am Freitag verhandelte das Unternehmen zunächst mit der zum DGB gehörenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die brach das Gespräch bereits nach einer Stunde ab - empört über ein erst kurz vor Verhandlungsbeginn von der Bahn unterbreitetes 600-Seiten-Angebot ohne erkennbare Zugeständnisse. Die Verhandlungen sollen am 12. Dezember fortgesetzt werden. Bereits am 3. Dezember will die große Tarifkommission der EVG das vorliegende Angebot der Bahn abschließend bewerten. Streiks soll es bis dahin nicht geben.

Allerdings bekräftigte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner am Sonntag, dass seine Gewerkschaft kampfbereit sei. »Es liegt am Arbeitgeber. Wir können auch vor Weihnachten noch streiken, wenn wir nicht vorankommen«, so Kirchner auf focus online. Die Gewerkschaft fordert unter anderem sechs Prozent mehr Lohn und als soziale Komponente eine Mindesterhöhung von 150 Euro. Vor allem verlangt die EVG auch künftig die Tarifführerschaft für alle Berufsgruppen bei der Bahn, mit Ausnahme der Lokführer.

Dies wiederum will die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) nicht akzeptieren. Sie stellt ihre Forderungen nach fünf Prozent mehr Lohn, Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 39 auf 37 Stunden, besseren Schichtdienstregelungen sowie Begrenzung der Überstunden nicht nur für Lokführer, sondern für alle ihre knapp 19 000 Mitglieder unter den 37 000 Beschäftigten des Zugpersonals. Bislang hatte die Bahn für Verhandlungen mit der GDL die Vorbedingung gestellt, dass diese mit Ausnahme der Lokführer auf eigenständige Tarifverträge für ihre Mitglieder verhindert. Dies lehnt die GDL ab. Nach insgesamt sechs Streiks der GDL hat die Bahn auf diese Vorbedingung nunmehr verzichtet, will aber weiterhin unterschiedliche tarifliche Regeln innerhalb der betroffenen Berufsgruppen verhindern.

Allerdings machte das Unternehmen der GDL erstmals ein Angebot für die von ihr organisierten Zugbegleiter. Zwar bezeichnete der GDL-Vorsitzende den Versuch, weiterhin drei Berufsgruppen des Zugpersonals auszuklammern, als »Schwachsinn«. Dennoch wurde in den sechsstündigen Verhandlungen ein weiterer Termin bereits für den kommenden Freitag vereinbart.

In einem internen Rundschreiben bekräftigte Weselsky, dass man vom Anspruch auf Vertretung aller Mitglieder keinesfalls abgehen werde. »Jeder Lokomotivführer ... weiß ganz genau, warum er für die Integration der Lokrangierführer mitstreikt, denn tut er das nicht, dann kann er schon morgen selbst einer sein. Der Arbeitgeber verlagert nämlich ständig seine Leistungen«, heißt es dort. Man habe mit den Forderungen für das gesamte Zugpersonal »den Nagel auf den Kopf getroffen, weil die Mehrleistungen und die gesamte Belastungssituation endlich tarifvertraglich gelöst werden muss«. Nach Angaben der GDL haben sich an den Streikaktionen der vergangenen Wochen insgesamt 9000 Mitglieder aus allen betroffenen Berufsgruppen beteiligt.

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