US-weit wütender Protest

Todesschütze von Ferguson: Habe meinen Job richtig gemacht

  • Lesedauer: 3 Min.
Auf die Entscheidung gegen eine Anklage in Ferguson folgten in den USA landesweite Proteste. Die US-Medien waren sich einig: Es geht um mehr als den Einzelfall Michael Brown.

Ferguson. Nach den schweren Krawallen in Ferguson hat sich der Todesschütze erstmals im US-Fernsehen zu Wort gemeldet. Der weiße Polizist Darren Wilson, der im August den schwarzen Teenager Michael Brown erschossen hatte, sagte am Mittwoch dem Sender ABC, dass er seinen Job »richtig gemacht« habe und wieder so handeln würde.

Wilson sagte in dem Interview, er habe ein »reines Gewissen«. Er beschrieb den 18-jährigen Brown als »kräftigen« Typen. Er habe befürchtet, dass der Teenager ihm seine Dienstwaffe entreißen könnte. »Er wollte mich töten«, sagte der Polizist. Die Frage, ob er auch so gehandelt hätte, wenn Brown weiß gewesen wäre, bejahte er.

Es war das erste Mal, dass sich Wilson öffentlich zu dem tödlichen Vorfall vom 9. August äußerte. Am Montag hatte eine Grand Jury aus zwölf Geschworenen entschieden, dass die Beweise für eine Anklage gegen den Polizisten nicht ausreichen. In Ferguson im Bundesstaat Missouri, gab es daraufhin schwere Krawalle und Plünderungen.

In der Nacht zum Mittwoch kam es erneut zu Ausschreitungen. Obwohl in Ferguson mehr als 2000 Nationalgardisten im Einsatz waren, gingen am Rathaus Fensterscheiben zu Bruch. Ein Polizeiauto wurde angezündet und Polizisten mit Steinen, Flaschen und einem Brandsatz beworfen, wie der Polizeichef des Bezirks St. Louis, John Belmar, sagte. Die Beamten setzten Tränengas ein, 44 Menschen wurden festgenommen. Die Proteste weiteten sich auf zahlreiche Städte im ganzen Land aus. In New York legten Tausende Menschen den Verkehr auf mehreren Brücken und in Tunneln lahm. In Washington gab es erneut eine Protestkundgebung vor dem Weißen Haus. US-Medien berichteten von überwiegend friedlichen Protesten in insgesamt 170 Städten - von Oakland und Seattle im Westen bis Atlanta, Philadelphia und Baltimore im Osten. In Portland und Denver setzte die Polizei laut Medienberichten Pfefferspray ein, in Los Angeles wurden Dutzende Demonstranten festgenommen.

US-Präsident Barack Obama verurteilte die Ausschreitungen und Plünderungen in Ferguson. Er habe kein Verständnis für Menschen, die ihre eigenen Gemeinden zerstörten, sagte Obama. Es gebe »keine Entschuldigung« für solche »kriminellen Akte«. Gleichzeitig äußerte der Präsident aber Verständnis dafür, dass sich Angehörige von Minderheiten von der Polizei ungerecht behandelt fühlen. Das sei ein »amerikanisches Problem«. Er rief die Demonstranten aber auf, »konstruktive« und friedliche Mittel zu wählen, um ihre Ziele zu erreichen und Probleme zu lösen. US-Justizminister Eric Holder hatte zuvor bereits erklärt, dass die juristische Aufarbeitung des Falls noch nicht beendet sei. Zwei laufende Ermittlungen auf Bundesebene würden »unabhängig« und »gründlich« fortgesetzt, versicherte er.

Russland hat den USA schwere Vorwürfe gemacht. Die Unruhen nach dem Verzicht auf eine Anklage wegen der tödlichen Polizeischüsse auf den schwarzen Jugendlichen seien »ein weiteres und sehr besorgniserregendes Zeichen« für die US-Regierung, erklärte das russische Außenministerium am Dienstag. Es zeige, dass es für Washington »endlich an der Zeit« sei, die »massiven internen Problemen« bei der Einhaltung der Menschenrechte anzugehen.

Auch der UN-Menschenrechtsbeauftragte Seid Ra'ad al-Hussein (Jordanien) hat die USA zu Ermittlungen über Rassendiskriminierung bei Justiz und Polizei aufgerufen. Er sei »tief besorgt« über die »unverhältnismäßige Zahl von jungen Afroamerikanern, die bei Begegnungen mit Polizisten ums Leben kommen«, erklärte Hussein am Dienstag in Genf. AFP/nd

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