Zurück ins Versteck

Silvia Ottow über den Trend, nicht mehr von Aids und HIV zu sprechen

  • Lesedauer: 1 Min.

Wo die Hinwendung zu konservativen Lebensverhältnissen mit Betreuungsgeld, steuerlicher Bevorzugung von Eheleuten und rigiden Zwangsvorschriften bei Schwangerschaftsabbruch oder Suizid fröhliche Urständ' feiert, darf man sich nicht darüber wundern, wenn aidskranke oder HIV-positive Menschen es nicht mehr wagen, offen über ihre gesundheitlichen Probleme zu sprechen. Immer mehr von ihnen verschweigen ihre Lebensweise und ihre Krankheit und das ist in mehrfacher Hinsicht gefährlich.

Zum einen bringen sie sich selbst in eine schwierige Situation, denn nur eine frühe Diagnose sichert den Behandlungserfolg und ein langes Leben mit der Krankheit, das durch Medikamente ja durchaus möglich ist. Zum anderen hat die Vergangenheit sehr eindrucksvoll gezeigt, dass es nur durch umfangreiches Wissen um Verbreitung und Ansteckungsmöglichkeiten von HIV und Aids möglich ist, die Ausdehnung der Krankheit zu verhindern. Erst durch den offensiven Umgang konnte das Thema vor Jahrzehnten aus der Tabuzone geholt werden. Das hat immens vielen Betroffenen geholfen. Derzeit befürchten Berater, Seelsorger und Experten genau den gegenteiligen Trend. Verschweigen und Verstecken sind wieder an der Tagesordnung. Das könnte auch die medizinischen und präventiven Erfolge im Kampf gegen das tückische Virus zunichte machen.

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