Neues Radar für ausrangierte »Eurofighter«?

Beschaffungsprojekt zeugt von anhaltendem Chaos bei der Bundeswehr

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Im Verteidigungsministerium hat der Jahresendwettkampf im Verschleudern von Steuergeld begonnen. Die Luftwaffe setzt Maßstäbe. Siehe »Eurofighter« und A 400 M-Transporter.

Die Luftwaffe plant, die Tranchen 2 und 3a des Kampfflugzeuges »Eurofighter« mit einem neuen sogenannten AESA-Radar nachzurüsten. Das Gerät benötigt weniger Raum als das derzeit verwendete Gerät, man spart Gewicht, das Radar ist leistungsfähiger und robuster. Dafür wird man mehrere 100 Millionen Euro ausgeben. Allein im kommenden Jahr sind 500 Millionen für die Entwicklung eingeplant.

So weit, so gut - wenn man auf Rüstung steht. Doch selbst dann müsste den Experten auffallen, dass es für die 2021 verfügbaren Geräte kaum Flugzeuge geben wird. Laut Vertrag hatte zwar jeder »Eurofighter« - Stückkosten um die 130 Millionen Euro - eine garantierte Lebensdauer von mindestens 6000 Flugstunden. Bei der Auslieferung halbierte sich diese Anzahl jedoch und im Frühherbst 2014 kam dann ein Warnruf des multinationalen Herstellerkonsortiums. Es habe Verarbeitungsfehler gegeben, daher garantiere man nur für 1500 Stunden - ohne den Preis zu vierteln.

Bis zur (geplanten) Einsatzreife des neuen Radars vergehen also noch sechs Jahre. Pro Jahr, so sagt die Luftwaffe, wird man pro Jet durchschnittlich 150 Flugstunden absolvieren. Für den sogenannten Zielbetrieb mit 140 Luftfahrzeugen habe man gar einen Bedarf von jährlich 200 Stunden. Mit Hilfe profaner Multiplikation kommt man also auf durchschnittlich 600 bis 1200 Flugstunden. Addiert man die bisher abgeflogenen Stunden jedes der bislang bereits eingesetzten »Eurofighter« der Tranche 2 - von den 110 der Tranche 3 ist vertragswidrig noch nicht eines ausgeliefert -, so kommt man zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass ein Gutteil der Jets im Jahr 2021 bereits ausrangiert sein müsste oder zumindest kurz vor der Außerdienststellung steht. Allein 16 Jets hatten schon im November über 500 Stunden »auf den Tacho«, weitere 16 mehr als 400 Stunden.

Der Linkspartei-Haushaltsexperte Michael Leutert fragt daher: »Was will die Luftwaffe mit einem Radar, für das es kaum Flugzeuge gibt?« Oder liebäugelt die Bundeswehr schon jetzt heimlich mit zusätzlichen »Eurofighter«-Bestellungen? Generell beklagt Leutert: »Nach einem Jahr im Amt hat Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) noch immer keine Transparenz in die Rüstungsgeschäfte bringen können.«

Ein weiterer Sorgenvogel der Deutschen Luftwaffe, der erste von 58 Kampfzonen-Transportern A400M von Airbus Defence&Space. Er ist am Freitag am Heimatstandort beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf gelandet. Mit einer Verspätung von über drei Jahren. Die Freude in von der Leyens Ministerium ist verhalten. Zahlreiche Nachbesserungen stehen an. Bislang kann der Transporter weder Fallschirmjäger noch Lasten absetzen und von Kriegs- und Krisengebieten muss man die Maschine mangels Selbstschutzausrüstung fernhalten.

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