Flüchtlinge bringen zu wenig Mieteinnahmen

Werbeaktion des Evangelischen Fürsorgewerks, die Wohnraum für Asylbewerber schaffen sollte, wenig erfolgreich

  • Christine Xuân Müller
  • Lesedauer: 2 Min.
Im November hatte das Evangelische Fürsorgewerk die private Wohnungswirtschaft um Wohnraum für Flüchtlinge gebeten. Vermietet wurde bisher wenig. Nun sind die landeseigenen Gesellschaften gefragt.

Wegen der steigenden Flüchtlingszahlen drängen Experten auf größere geschützte Wohnungskontingente speziell für Asylbewerber. Angesichts des angespannten Immobilienmarktes in Berlin werde es für Flüchtlinge mit Bleiberechtsstatus immer schwerer, eine Wohnung in der Stadt zu mieten, sagte die Leiterin der berlinweiten Beratungsstelle »Wohnungen für Flüchtlinge«, Sophia Brinck.

Die Beratungsstelle ist seit Februar 2014 beim Evangelischen Jugend und Fürsorgewerk (EJF) angesiedelt und arbeitet eng mit dem für Flüchtlingsunterkünfte zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) zusammen.

Wünschenswert wäre, wenn vor allem mehr kommunale Wohnungsbaugesellschaften spezielle Kontingente für Flüchtlinge zur Verfügung stellen würden, sagte Brinck weiter. Zwar müssten die städtischen Wohnungsbaugesellschaften auch geschützte Marktsegmente etwa für Obdachlose oder Studierende bedienen. »Darüber hinaus wäre es trotzdem schön, wenn man auch auf die wachsenden Flüchtlingsströme besser reagieren könnte«, betonte die Leiterin der EJF-Beratungsstelle.

2014 hat das EJF rund 1100 Flüchtlinge in Berlin in 480 private Wohnungen vermittelt. Nach einer Mitte November gestarteten Plakataktion seien rund 120 weitere Wohnungen von Privateigentümern angeboten worden, sagte Brinck. Zwei dieser Wohnungen seien bislang an Flüchtlinge vermietet worden. Bei den übrigen Angeboten liefen die Verhandlungen noch. Bislang seien jedoch 13 Angebote von den Vermietern wieder zurückgezogen worden, sagte die Leiterin der Beratungsstelle. Für einen Ein-Personen-Haushalt wird eine monatliche Bruttowarmmiete von bis zu 420 Euro aus dem Mitteln der Senatsverwaltung für Soziales gezahlt. Das ist manchen Vermietern offenbar zu wenig. Sie hofften auf höhere Mieteinnahmen auf dem freien Wohnungsmarkt, sagte Brinck.

Derzeit suchen nach EJF-Angaben 2500 Flüchtlinge in Berlin nach einer eigenen Wohnung. 2015 werde diese Zahl voraussichtlich deutlich steigen, sagte Brinck. Vor allem für Familien mit Kindern würden private Unterkünfte besonders dringend gebraucht. Die bisherige Resonanz auf die berlinweite Suchaktion »Vermieten Sie Wohnraum - helfen Sie Flüchtlingen!« bezeichnete Brinck dennoch als zufriedenstellend: Es hätten sich viele Menschen auf die Aktion hin gemeldet, die zwar selbst keine Wohnung vermieten können, sich aber trotzdem für Flüchtlinge engagieren möchten.

Die EJF-Beratungsstelle habe so neben den bisherigen sieben festen Mitarbeiten mehrere ehrenamtliche Helfer hinzugewinnen können, sagte Brinck. Diese unterstützten die Flüchtlinge unter anderem bei der Wohnungssuche als Sprachmittler. epd

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