Elternstress ist hausgemacht

Studie belegt zu großen Perfektionismus

  • Ulrike Leszczynski
  • Lesedauer: 2 Min.
Welcher Kinderwagen? Chinesisch in der Kita? Das Elterndasein in Deutschland fühlt sich nach einer Umfrage heute anstrengender an als früher. Schuld sind wohl auch die Mütter und Väter selbst.

Viele Eltern in Deutschland setzen sich bei der Erziehung ihrer Kinder enorm unter Druck. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage für die Zeitschrift »Eltern«. Die Gründe dafür lägen dabei weniger im Spagat zwischen Job und Familie, sondern vor allem an den hohen Ansprüchen der Eltern an sich selbst. Viele Mütter und Väter wollten in allem perfekt sein: im Job, als Eltern und als Partner.

Rund 1000 Eltern wurden interviewt - und ergänzend dazu über 700 Kinder zwischen sechs und zwölf. Etwa 60 Prozent der Mütter und Väter meinten, dass die Erwartungen an Eltern heute höher seien als vor 30 Jahren. Zerrissenheit zwischen Kind und Job gilt bisher meist bei Müttern als Stressfaktor Nummer eins. Nach der Umfrage machen sich Mütter und Väter den meisten Stress aber selbst. Rund die Hälfte der Männer und drei Viertel der Frauen sprechen von sehr hohen Ansprüchen an sich selbst. Das reiche vom Kauf des richtigen Kinderwagens bis zur Schulauswahl.

Viele glauben schließlich, als Eltern nicht zu genügen. So sagen drei Viertel der befragten Frauen, dass sie mit sich als Mutter häufig oder gelegentlich unzufrieden sind. Zwei Drittel der Männer glauben, dass sie ihrer Vaterrolle nicht gut genug gerecht werden. Ihre Kinder sehen das naturgemäß anders: 90 Prozent halten ihre Eltern für die besten der Welt.

Isabelle Haesler, Sprecherin der Zeitschrift, sieht den Elternstress auch als Folge einer Qual der Wahl. In Buchhandlungen füllten die Erziehungsratgeber inzwischen Regalwände. »Es gibt ein Übermaß an Informationen«, so Haesler. Vielleicht sei bei Eltern damit auch die Angst verbunden, eine falsche Entscheidung zu treffen, anstatt wie früher auf das gesunde Bauchgefühl zu hören.

Wie eine Nebenwirkung der PISA-Studien kann schon die Suche nach einer Kita zur großen Hürde werden, vor allem in Großstädten. Entschieden wird oft nicht mehr nach der Nähe zur Wohnung, sondern nach dem Bildungsangebot - Chinesisch oder Englisch? »Gute Eltern« wollen zudem immer hinter ihrem Kind stehen, welches das Gefühl haben soll, das Wichtigste auf der Welt zu sein.

Der Job scheint dagegen nicht das Problem Nummer eins zu sein. Drei Viertel der Eltern sagen, dass sie zufrieden mit ihrer Arbeitszeit sind. Von der Familienpolitik wünscht sich allerdings fast die Hälfte (44 Prozent) zusätzliche finanzielle Unterstützung - wie mehr Kindergeld oder kostenlose Kitajahre. dpa/nd

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