Toleranzzwang

Uwe Kalbe über Zumutungen für den Mehrheitsmuslim

  • Lesedauer: 2 Min.

Für den Montagabend hatten die Leipziger Behörden den Legida-Demonstranten das Zeigen von Mohammed-Karikaturen untersagt - und dann wieder erlaubt. Weil das Verbot eine Kapitulation vor dem Terror war? Die Reaktionen ließen darauf schließen. Über so viel Fürsprache, natürlich politisch korrekt relativiert durch eine gehörige Portion Distanzierung, hatten die Pegida-Leute sich noch nie freuen können.

Doch auch wenn die Behörden ihre Entscheidung bald wieder zurücknahmen - wäre eine Auflage zur Zurückhaltung an die Demonstranten wirklich eine Zumutung gewesen? Oder nicht vielmehr Test auf die von ihnen gern beschworene Aufklärung? Diese bemisst sich an der Bereitschaft zu Vernunft und Toleranz, nicht in Zumutungen an andere. In der Fähigkeit zu tolerieren, nicht darin, Toleranz zu fordern. Und die Freiheit? Der Meinung, der Presse? Sie brechen sich in diesen Tagen als Recht auf ungehinderte Schmähung, auf demonstrative Verlachung eines gewissen Herrn Mohammed springfluthaft Bahn. Ein Hang zur Zensur folgte dem nicht. Ein Hang zur Vereinfachung schon.

Selbst wenn nur die wütend gewaltbereiten, dschihadistisch blinden Islamisten getroffen werden sollen, stellt dies auch die übrigen Muslime auf die Probe, jene gepriesene gewaltfreie und gutwillige Mehrheit. Doch wozu nur? Religiöse Gefühle werden unter höhnischer Berufung auf Toleranz geschmäht. Verbunden mit der Aufforderung, rückständige Sichten aufzugeben, sich anzupassen. Zwang zur Toleranz ist auch nur Unterwerfung.

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