Werbung

Sieben Tage, sieben Nächte

  • Lesedauer: 2 Min.

Was mag dem neuen griechischen Botschafter in Berlin am Donnerstag durch den Kopf gegangen sein da oben auf seinem Platz auf der Besuchertribüne des Bundestags? Panos Kalogeropoulos wohnte einer Aktuellen Stunde bei, die einerseits wie ein Klischee der in Deutschland geführten Diskussionen über die Neuwahlen in Griechenland, die Forderungen von SYRIZA und die Frage eines neuen Schuldenerlasses daherkam. Andererseits aber auch in einem schroffen Gegensatz zu der Aufgeregtheit stand, mit der hierzulande bisweilen darüber gestritten wird - nur wenige Abgeordnete hatten sich am frühen Nachmittag überhaupt die Zeit genommen, der von der Linkspartei beantragten Debatte beizuwohnen.

Wobei das Wort Debatte hier eigentlich fehl am Platze ist. Vielleicht trifft das Wort Aufführung den Kern besser - Unionspolitiker riefen »Unsinn« und »billiger Wahlkampf« während ein Abgeordneter der Linkspartei sprach; ein CDU-Politiker behauptete nach tagelangem und gen Athen gerichteten Drohen mit Euro-Austritt und Drängen auf Vertragstreue, die Bundesregierung würde sich keineswegs in den griechischen Wahlkampf einmischen. Es regnete Zwischenrufe. Und mehr als einmal verzeichnet das Plenarprotokoll »Heiterkeit und Beifall«.

Dabei ist die Angelegenheit ja durchaus ernst, selbst wenn man in Betracht zieht, dass alle Fraktionen des Bundestags Griechenland im Euro halten wollen: Die gravierenden Unterschiede liegen woanders. Und das hat nicht allein mit Griechenland zu tun. Die Neuwahlen sind auch deshalb mehr als bloß eine Abstimmung über die Zusammensetzung einer Regierung in einem der vielen Euro-Länder, weil die europäische Krisenpolitik insgesamt dort in einer Woche selbst zur Wahl steht. Austerität gegen soziale Investition, Spardiktat gegen Menschenwürde, »Strukturreformen« gegen Demokratie. Oder sollte man sagen: Angela Merkel gegen Alexis Tsipras?

Wir haben Fakten über die soziale Lage und die Schuldenfrage zusammengetragen; wir haben mit dem Chefökonom der linken SYRIZA gesprochen, wir stellen die Parteien vor, die um die Stimmen konkurrieren. Wie reagiert die linke Szene in Europa auf die Neuwahlen - und wie ist die Haltung der Gewerkschaften? Welche Spuren hat die Krise in der deutschen und europäischen Diskussion hinterlassen - und welche in der modernen Literatur Griechenlands? Antworten finden Sie in dieser Ausgabe auf acht Sonderseiten zur Wahl. Und noch viel mehr Hintergründe, Kommentare und Berichte gibt es in unserem Griechenland-Dossier unter dasND.de/syriza. Erkenntnisreiche Lektüre wünscht tos

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.