Fluten bis das Gift kommt

Der Bergbaukonzern RAG soll nachweisen, wo einst in Saar-Gruben eingebrachte PCB-haltige Öle geblieben sind

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Giftstoffe unter Tage erregen auch zweieinhalb Jahre nach Ende des Bergbaus an der Saar die Gemüter. Jetzt soll der RAG-Konzern erklären, wo in den Gruben verwendete Giftstoffe abgeblieben sind.

Saarbrücken. Der saarländische Umweltminister Reinhold Jost (SPD) hat den Bergbaukonzern RAG aufgefordert, den Verbleib von giftigem Hydrauliköl nachzuweisen. «Alle Mengen, die nicht nachgewiesenermaßen über Tage gebracht wurden, werden unter Tage vermutet», sagte Jost am Mittwoch in einer von der Grünen-Fraktion beantragten Fragestunde des Landtags in Saarbrücken. Dies werde bei der Überprüfung des RAG-Grubenwasserkonzepts - es beinhaltet die Flutung der stillgelegten Bergwerke an der Saar - berücksichtigt.

Grünen-Fraktionschef Hubert Ulrich warf der CDU/SPD-Landesregierung vor, die Umweltgefahren herunterzuspielen und Parlament und Öffentlichkeit zu «verhöhnen». So sei Jost «nicht Willens oder in der Lage» gewesen darzulegen, warum die Landesregierung« bereits 2013 eine Teilflutung des Bergwerks Saar »hinter dem Rücken« der Bürger genehmigt habe, erklärte Ulrich nach der Fragestunde.

Jost bekräftigte, das Gesamtkonzept werde nur genehmigt, wenn eine Gefahr für das Trinkwasser ausgeschlossen werden könne. Die RAG plant, die Gruben an der Saar volllaufen zu lassen, bis 2035 die Pumpen abzuschalten und dann das Wasser direkt in die Saar abzuleiten. Naturschützer und Grüne befürchten, dass dabei insbesondere giftiges PCB ausgeschwemmt werden könnte. Polychlorierte Biphenyle (PCB) stehen im Verdacht, Krebs zu erregen.

Jost betätigte, dass nach einem Untersuchungsbericht des Landtags von 1984 zwischen 1979 und 1983 insgesamt 1572 Tonnen PCB-haltige Hydrauliköle in den Saar-Gruben verwendet wurden. Dafür gibt es nur bei einem geringen Teil Entsorgungsnachweise, weil diese lange nicht vorgeschrieben waren. Die RAG vermutet, dass der Verbleib von 80 bis 90 Prozent dieser Stoffe nicht geklärt ist. Ein Großteil sei durch Leckagen oder beim Ablassen von Überdruck ausgetreten.

Neben dem PCB wurden früher in den Gruben auch andere problematische Stoffe benutzt - etwa asbesthaltige Bauabfälle. Laut Jost wurden zwischen 1984 und 1987 in den Saar-Gruben 1800 Tonnen Hydrauliköl mit dem PCB-Ersatzstoff »Ugilec« eingesetzt. Dieser bestand aus halogenierten Monomethyldiphenylmethanen, die später für Gewässer als bedenklich eingestuft und 1993 verboten wurden. Ulrich bemängelte, Jost habe keine Angaben machen können, wie viel davon nach 1987 eingesetzt worden sei. Jost versprach, die Daten nachzuliefern. dpa/nd

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