Asymetrische Erfahrungswerte

Wolfgang Hübner über das Geschichtsbild der Thüringer AfD

  • Lesedauer: 1 Min.

Rückwärts gewandt zu sein - das ist der Gründungsimpuls der Alternative für Deutschland. Wagen sich die Rechtspopulisten über ihr Kernthema »Zurück zur D-Mark« hinaus, verfestigt sich dieser Eindruck rasant. Jetzt wollte die Thüringer AfD-Fraktion am Holocaust-Gedenktag einen Kranz in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald niederlegen. Für alle Opfer »des Konzentrations- und Speziallagers«, also für jene des NS-Vernichtungslagers, wie auch für die Insassen des nach dem Krieg von der sowjetischen Besatzungsmacht betriebenen Speziallagers, darunter Naziverbrecher.

Gegen solche geschichtsklitternde Gleichsetzung hat sich die Leitung der Gedenkstätte schon oft gewehrt. So auch diesmal: Das AfD-Ansinnen wurde abgelehnt. Die Antwort des ansonsten gern schneidigen AfD-Fraktionschef Höcke mit Faible für Pegida ist so erschreckend wie vielsagend: Man habe als Partei noch nicht am Gedenken für NS-Opfer teilgenommen und »deshalb auch keine Erfahrungswerte«. Eine selten dämliche Ausrede. Denn Höcke ist von Beruf Geschichtslehrer und Oberstudienrat. Was hat jemand, der locker Faschismus und Nachkriegszeit verwischt, seinen Schülern eigentlich beigebracht? Und welche »Erfahrungswerte« besitzt ein Politiker, der im vorrangigen Gedenken an die Opfer des NS-Mordregimes eine »gewisse Asymmetrie der Erinnerungskultur« sieht?

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