Als wäre nie etwas gewesen

Andreas Fritsche ist positiv überrascht vom Brandenburger Innenminister

Aus seiner Zeit als Landrat in Oberhavel hat Karl-Heinz Schröter (SPD) einen schlechten Ruf weg. Da ließ er Flüchtlingen unter Berufung auf die Gesetzeslage Gutscheine geben, anstatt ihnen Bargeld auszuzahlen. Dabei hatte ihm der damalige Sozialminister Günter Baaske (SPD) extra versichert, dass Geld sehr wohl in Ordnung sei.

Das Image des bösen Asylschrecks wird Schröter in linken Kreisen sicher noch lange anhaften. Seit der Politiker im November 2014 zum neuen Innenminister in der rot-roten Landesregierung ernannt wurde, ist er aber in sämtlichen Flüchtlingsdiskussionen niemals durch einen falschen Zungenschlag aufgefallen. Im Gegenteil! Er wirbt eindringlich um Verständnis für die Schwierigkeiten der Asylbewerber. Er betont die schlichte Notwendigkeit, ihnen zu helfen. Wohltuend ist in einem manchmal aufgeheizten Klima, dass Schröter im Grunde niemals die Beherrschung verliert. Er argumentiert vernünftig, sehr ruhig und sachlich, einfach überzeugend.

Die LINKE, die sich von der Personalentscheidung des Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) brüskiert fühlte und sie nur zähneknirschend akzeptierte, kann einstweilen beruhigt sein. Das ist nicht einmal überraschend. Schröter passt sich im Großen und Ganzen harmonisch ein in die politische Linie der rot-roten Koalition - so wie es einst auch der jetzige Ministerpräsident Woidke tat, der vorher nicht als Freund von Rot-Rot gegolten hatte.

Das alles heißt nicht, dass Schröter in Fragen wie Kreisgebietsreform oder Stellenabbau bei der Polizei seine frühere Skepsis und Ablehnung gegen die geplanten Vorgehensweisen einfach aufgibt. Mit seinen Wünschen für den Landeshaushalt hat sich Schröter gleich mal mit Finanzminister Christian Görke (LINKE) angelegt, indem er allein mehr für sein Ressort forderte, als finanzieller Spielraum ist für alle Ministerien zusammen. Das ist frech. Aber politisch ist das auszuhalten.

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