Wolkenkratzer in der Warteschleife
Ein Baubeginn auf dem Alexanderplatz ist in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten
Auf dem Alexanderplatz werden sich vermutlich auch in diesem Jahr noch keine Kräne drehen. Die Realisierung der beiden Wolkenkratzer, die von dem vor 20 Jahren geplanten Hochhausgewitter noch übrig sind, verzögert sich weiter. Wie aus der Antwort von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher auf Anfrage der LINKE-Abgeordneten Katrin Lompscher hervorgeht, will der russische Investor MonArch, der ein 150 Meter hohes Turmhochhaus neben dem Haupteingang des Einkaufszentrums Alexa plant, den Bauantrag erst Ende des ersten Halbjahres stellen, knapp ein Jahr später als ursprünglich geplant. Das Projekt des US-Investors Hines, der neben dem Saturn-Markt ebenfalls 150 Meter hoch bauen will, hängt wegen Sicherheitsbedenken der BVG in der Warteschleife. Die BVG befürchtet Probleme für den daneben verlaufenden Tunnel der U-Bahn-Linie 5.
Während Hines den höchsten Wohnturm Deutschlands plant und auch den Architekturentwurf dafür schon vor einem Jahr vorstellte, hält sich MonArch mit seinen Nutzungs- und Gestaltungsplänen weiter bedeckt. »Wir werden das Projekt im März bei der Immobilienmesse in Cannes vorstellen«, kündigte Ulrich Regener, MonArch-Niederlassungsleiter in Deutschland, gegenüber »nd« an. Offenbar sucht das Unternehmen noch weitere Investoren und Nutzer für das Projekt. Laut Regener ist im 35 Meter hohen Sockelbereich des Hochhauses großflächiger Einzelhandel möglich, darüber eine Wohn-, Hotel- oder auch Büronutzung. Entschieden sei darüber noch nicht, ebenso wenig über den Entwurf, der letztlich realisiert werden soll. Im Baukollegium, einem nicht öffentlich tagenden Beratungsgremium der Senatsbaudirektorin, wurden mehrere Varianten des Turms vorgestellt.
Lompscher versteht diese »Geheimniskrämerei« nicht. »Wer an einem städtebaulich so herausgehobenen Standort plant, sollte die Öffentlichkeit in die Diskussion mit einbeziehen«, kritisiert die Abgeordnete. Daran sollten sowohl der Investor als auch der Senat ein Interesse haben. Das Alexa-Hochhaus ist umstritten, weil es besonders aus Richtung Karl-Marx-Allee die Sicht auf den Fernsehturm versperrt. Lompscher forderte den Senat auf, das Projekt »wegen der negativen Auswirkungen auf die Zentrumsachse zwischen Fernsehturm und Strausberger Platz zu überprüfen«. Einen entsprechenden Antrag hat die Linksfraktion Ende vergangenen Jahres im Abgeordnetenhaus eingebracht.
Die Aussichten, über eine öffentliche Debatte die Pläne noch zu beeinflussen, sind allerdings gering. »Eine Beteiligung des Abgeordnetenhauses und der Öffentlichkeit kann dem Bauherren lediglich empfohlen werden«, so die Senatsbaudirektorin. Offenbar hat sie das aber noch nicht getan. »Ein solches Ansinnen ist mir nicht bekannt«, so Regener. »Aber wenn es der Senat wünscht ...« Allerdings verweist Regener auf gültigen Bebauungsplan sowie den positiven Bauvorbescheid, womit für MonArch praktisch Baurecht bestehe.
Beim Hines-Turm dagegen ruht das Bebauungsplanverfahren seit August 2013. Es soll laut Lüscher erst wieder aufgenommen werden, wenn sich Investor und BVG auf ein Havariekonzept verständigt haben. Die BVG befürchtet, dass es beim Bau des Hochhauses zu Schäden und Wassereinbrüchen am U-Bahn-Tunnel kommen könnte und fordert, dass der Investor in diesem Fall auch die Kosten übernimmt. Außerdem verhandelt der Senat mit Hines über einen städtebaulichen Vertrag. Darin geht es um einen im Hochhausbereich liegenden Bunker, der abgetragen werden muss, sowie die Errichtung von Kitas und Schulen, die der Wohnungsbau nach sich zieht. Daran soll sich Hines ebenfalls finanziell beteiligen.
Schneller voran gehen soll es auf zwei anderen Brachflächen am Rande des Alexanderplatzes. Hinter dem Kino Cubix, wo bereits vor Jahren das einstige DDR-Gesundheitsministerium abgerissen wurde, sollen kommende Woche die Erdarbeiten für ein Motel-One-Hotel beginnen. Laut Projektentwickler Wilfried Euler werden in dem 60 Meer hohen Gebäude 708 Zimmer entstehen. Im Frühjahr 2017 soll es fertig sein. An der Otto-Braun-/Ecke Mollstraße soll im Sommer der Bau von 200 Wohnungen und eines weiteren Hotels beginnen. Gegen die Planungen sind die Bewohner eines angrenzenden Plattenbaus Sturm gelaufen, weil sie die Verschattung ihrer Wohnungen fürchten. Südlich des Alexa, an der Voltairestraße, will ein Hamburger Investor ab dem Sommer ein 65 Meter hohes Wohnhaus errichten.
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