Mit neuen Bäumen gegen alte Probleme

Dorfbewohnern in Trinidad und Tobago gelingt wegweisendes Agroforstprojekt, das Buschbränden und Überschwemmungen trotzt

  • Desmond Brown,
Fondes Amandes,
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein seit 32 Jahren laufendes Aufforstungsprojekt in Trinidad und Tobago zeigt, dass sich die Folgen des Klimawandels erheblich abmildern lassen, wenn präventiv gehandelt wird.

Nicht weit von Port-of-Spain, der Hauptstadt der karibischen Inselrepublik Trinidad und Tobago, liegt das Dorf Fondes Amendes. Hier, im Tal von St. Ann, ist den Menschen ein kleines Wunder gelungen. Jahrelang hatten die Dorfbewohner ansehen müssen, wie in der Trockenzeit Feuersbrünste die umliegende Hügellandschaft verwüsteten und verkohlte Böden und Baumstümpfe zurückblieben. Auch kam es immer häufiger zu Überschwemmungen, weil die Niederschläge in der Regenzeit an Intensität zunahmen. Das ist dank Aufforstung Vergangenheit

»Als ich Anfang der 1980er nach Fondes Amandes zog, war meine Freude groß, in dieses Wassereinzugsgebiet zu ziehen. Doch so schön grün war es nur in der Regenzeit«, berichtet die Dorfbewohnerin Akilah Jaramogi. »Kaum setzte die Trockenzeit ein, wurde alles braun und dann grau. Das war der Zeitpunkt, an dem wir mit dem Ausbruch von Bränden rechnen mussten. In der Regenzeit folgten dann schwere Überschwemmungen.«

Das stetig wiederkehrende Katastrophenszenario veranlassten Jaramogi und ihren inzwischen verstorbenen Mann zur Gründung des »Fondes Amandes Community Reforestation Project« (FACRP). In den mehr als 30 Jahren seiner Existenz konnten die verödeten Hügel in eine grüne Landschaft verwandelt werden. Dass sich hier wieder Bäume, umgeben von Büschen und Gräsern, stolz in die Höhe recken und die von Bränden vertriebenen Wildtiere zurückkehren, ist einer Vielzahl von Faktoren zu verdanken.

Zum einen hat die Dorfgemeinschaft 700 Bäume gepflanzt. 400 konnten den Buschbränden und Insektenplagen standhalten. Zudem ist seit 1997 kein Feuer mehr ausgebrochen. Auch stiegen die Menschen auf die Agroforstwirtschaft um, einer Kombination aus Land- und Forstwirtschaft, die ohne Chemikalien auskommt. Aufklärung und Brandschutznahmen wie das Anlegen von Brandschutztrassen taten ihr Übriges, um die die Degradation des lokalen Wassereinzugsgebiets aufzuhalten.

Der Erfolg von FACRP erklärt sich in erster Linie dadurch, dass die Aktivitäten von fast allen Dorfbewohnern mitgetragen werden. Die meisten Projektmitarbeiter leben in Fondes Amandes und fühlen sich deshalb besonders mit der Natur ihres Umfeldes verbunden. So auch Jaramogis Tochter Kemba. Die ausgebildete Feuerwehrfrau ist eine überzeugte Waldschützerin. Der jungen Frau zufolge gilt es aber immer noch eine Reihe verbliebener Schwachstellen auszumerzen. »Die Koordination zwischen den Forstbehörden, nationalen Aufforstungsteams und unabhängigen Organisationen muss verbessert werden, elementare Brandschutzausrüstungen zur Verfügung stehen«, sagt sie. »Dem FACRP stehen noch nicht einmal einfache tragbare Feuerlöscher zur Verfügung«, bemängelt sie. Es gelte Brände bereits im Keim zu ersticken. Denn bis die staatlichen Löschflugzeuge anrückten, seien die Brände meist außer Kontrolle.

Kemba Jaramogi beanstandet ferner, dass das Land zwar reich an Erdöl sei, jedoch über keinen funktionierenden nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Waldbränden verfüge. Es fehle an ausgebildetem Personal mit angemessener Ausrüstung und Schutzkleidung sowie aufgrund der hohen beruflichen Risiken eine ausreichende Gesundheitsversicherung.

FARCP finanziert sich derzeit mit Geldern aus dem Grünen Fonds der Regierung von Trinidad und Tobago. Weitere Projektpartner sind die Wasserbehörde, die Forstabteilung des Umweltministeriums sowie die Katastrophenschutzbehörde. Lee Look von GWP-C. FARCP hat für sein Umwelt- und Klimaengagement bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, unter anderem den nationalen Preis »Humming Bird Medal« und den »Green Leaf Award«, die höchste Auszeichnung des Landes für Umweltschutzprojekte. IPS/nd

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