Stärkste Frühjahrsbelebung seit 1993

334 731 Berliner und Brandenburger arbeitslos / Erwerbslosenquote sank im Februar um 0,1 Prozent

Die Arbeitslosenzahlen sind im Februar insgesamt deutlich gesunken. Doch es gibt nun mehr erwerbslose Jugendliche in Berlin und kaum weniger Langzeitarbeitslose in Brandenburg.

Die Regionaldirektion der Arbeitsagentur registriert eine Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt der Bundeshauptstadt und im Umland. 205 079 Berliner waren im Februar arbeitslos gemeldet und 129 652 Brandenburger. Das waren in Berlin 1473 Menschen weniger als im Januar und in Brandenburg 2000 weniger. In Berlin ist die Arbeitslosenzahl in einem Februar seit 1992 nicht mehr so stark gesunken, in Brandenburg ist dies seit 1993 nicht mehr geschehen.

Die Arbeitslosenquote sank in beiden Bundesländern innerhalb eines Monats um 0,1 Prozent - in Berlin auf 11,2 Prozent und in Brandenburg auf 9,8 Prozent. Damit liegt die Arbeitslosenquote in Berlin nun 0,7 Prozent unter dem Vorjahreswert und in Brandenburg 0,8 Prozent darunter.

In der Hauptstadt kletterte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten innerhalb des zurückliegenden Jahres um 40 500 auf 1,29 Millionen, in Brandenburg um 10 600 auf 794 000. In Berlin sind jetzt 21 000 Stellen frei, 7000 davon wurden der Arbeitsagentur erst im Februar gemeldet. In Brandenburg sind fast 14 000 Arbeitsplätze frei, von denen mehr als 5000 im Februar gemeldet worden sind. Die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes macht Regionaldirektionschefin Jutta Cordt genau daran fest: an der verstärkten Suche der Unternehmen nach Personal und an der steigenden Zahl der Beschäftigten. Cordt spricht von einer dynamischen Entwicklung. Brandenburgs Sozialministerin Diana Golze (LINKE) bemerkte, der Aufwärtstrend setze sich fort, die Arbeitskräftenachfrage sei auf einem »Rekordhoch«. Golze freute sich besonders, dass die Zahl arbeitsloser Frauen sinkt, wobei Brandenburg bei einer Frauenerwerbstätigkeit von 73 Prozent im Ländervergleich jetzt schon an der Spitze stehe. Die Ministerin mahnte dennoch ein Umdenken in den Betrieben an. Die Unternehmen müssten beim Einstellen und Einsetzen von Fach- und Führungskräften Frauen »noch viel stärker als bisher« berücksichtigen und gleichzeitig für familienfreundliche Arbeitsbedingungen sorgen. »80 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten sind Frauen«, erklärte Golze. »Wir wissen, dass über ein Drittel aller Teilzeitbeschäftigten gerne Vollzeit arbeiten will.«

»Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen in Berlin entgegen dem Trend gestiegen ist.« Mit diesen Worten reagierte Christian Amsinck auf die Arbeitsmarktdaten. Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg sagte: »Das zeigt, dass Politik, Arbeitsverwaltung und Wirtschaft gemeinsam noch mehr für die Qualifizierung der 15 000 arbeitslosen Jugendlichen in der Region tun müssen, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben.« Während die Zahl der 15- bis 25-jährigen Erwerbslosen in Brandenburg um 0,3 Prozent gesunken ist, stieg sie in Berlin um 4,8 Prozent.

Der Landtagsabgeordnete Andreas Bernig (LINKE) nannte die sinkenden Arbeitslosenzahlen »erfreulich«. Dies dürfe jedoch »nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen kaum verringert werden konnte«. 51 231 Brandenburger sind im Februar länger als ein Jahr ohne Job gewesen. Das waren lediglich 539 weniger als im Januar und 4121 weniger als vor einem Jahr.

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