Marx-Engels-Gesamtausgabe
Die Anfänge einer historisch-kritischen Marx-Engels-Gesamtausgabe liegen in den 1920er Jahren: In Sowjetunion wurde das zunächst auf 40 Bände angelegte Mammutprojekt ab 1927 unter Leitung von David Rjasanow auch begonnen - nach elf Ausgaben endete die Sammlung von wirklich allem, was Marx und Engels je zu Papier brachten. Stalin befahl das Aus, weil das sich in der MEGA abzeichnende Denkgebäude nicht mit dem starren Rahmen eines »Marxismus-Leninismus« zusammenpasste. Rjasanow wurde hingerichtet.
In den 1970er Jahren gab es einen Neuanfang: In Berlin und Moskau wurde abermals damit begonnen, bis zur Wende erschienen 34 Text- und Kommentarbände. Die MEGA erwarb hohes Ansehen in einer zunehmend globalen Forschungslandschaft, die sich für Marx, Engels und deren Schriften interessierte.
Dann fiel die Mauer - und erneut stand das Projekt vor dem Aus. Doch Wissenschaftler, Politiker und Verleger aus vielen europäischen Ländern, Japan und den USA setzten sich nachdrücklich für die Fortführung der Ausgabe ein. Auf Initiative des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte, in dessen Besitz sich der größte Teil der Handschriften von Marx und Engels befindet, wurde 1990 in Amsterdam die Internationale Marx-Engels-Stiftung gegründet, die seither die MEGA als akademische Edition in internationaler Forschungskooperation herausgibt. Nunmehr auf einen Endumfang von 114 Doppelbände ausgerichtet, sind bisher 60 erschienen.
Der hier besprochene Band ist der erste, der im Verlag De Gruyter erscheint und nicht mehr zwei Teilbände umfasst. Der Textband und der wissenschaftliche Apparat finden sich in einem über 600 Seiten starken Buch.
Ingo Stützle ist Politikwissenschaftler. Er hat zum Thema »Ausgeglichener Staatshaushalt als hegemoniales Projekt« promoviert und arbeitet als Redakteur der »Prokla. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft« sowie als Teamer bei »Kapital«-Lesekursen. Zuletzt erschien von ihm (zusammen mit Stephan Kaufmann): »Kapitalismus. Die ersten 200 Jahre. Thomas Pikettys Das Kapital im 21. Jahrhundert« (bei Bertz + Fischer). Mehr unter: stuetzle.cc
Marx-Engels-Gesamtausgabe, IV.5: Exzerpte und Notizen. Juli 1845 bis Dezember 1850. (Manchester Hefte 6-9 u.a.), herausgegeben von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung Amsterdam, 650 Seiten, 23 Abb. De Gruyter, Berlin/München/Bosten 2015. 149,95 €
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.