Nachrufe
Lia van Leer
8. 8. 1924 - 13. 3. 2015
Erst im Februar noch war sie in die deutsche Hauptstadt gereist, hatte sich auf der Berlinale Filme aus aller Welt angesehen. Ihr Leben hatte sie dem Film gewidmet, mehr als sechzig Jahre setzte sich Lia van Leer für die bewegten Bilder ein. Sie gründete und leitete jahrelang das Jerusalemer Filmfestival, war Initiatorin des Israel Film Archive sowie verschiedener Kinematheken in ganz Israel. Geboren wurde van Leer 1924 in Bessarabien, im heutigen Moldawien. 1940 schickten sie ihre Eltern zu ihrer Schwester nach Tel Aviv, ihre Eltern konnte sie nie wieder sehen. Bereits ein Jahr später wurde erst der Vater von den Deutschen, die Beltsy besetzten umgebracht, die Mutter und die Großmutter wurden in einem Konzentrationslager in Transnistrien ermordet. Ihren Mann, den Filmproduzenten Wim van Leer, heiratete sie 1952. Gemeinsam gründeten sie Israels ersten Filmclub. Die private Filmsammlung der Eheleute legte später den Grundstock für das Jerusalem Film Center.
1995 wurde Lia van Leer der Vorsitz der Berlinale-Jury anvertraut, 2011 wurde sie mit der Berlinale Kamera ausgezeichnet. »Lia van Leer war eine beeindruckende Persönlichkeit, deren Engagement für das Kino und ganz besonders für das israelische Filmschaffenden unvergleichlich war«, sagte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick in einer Mitteilung. ceh
Danny Lerner
1952 – 6. März 2015
Bei dieser Beerdigung werden schwere Jungs das letzte Geleit geben. Denn Danny Lerner war so etwas wie der Pate der Leinwand-Söldner: Der 1952 in Haifa/Israel geborene Filmproduzent widmete praktisch seine gesamte Hollywood-Karriere dem patriotischen Action-Reißer. Los ging das in den 90er Jahren mit Werken wie »Cyborg Cop« oder »Operation Delta Force«. Und es endete mit »The Expandables III«. Diese Reihe ist so etwas wie eine Lebensbilanz, denn hier werden all die talentfreien Kraftprotze aus dem Lerner-Kosmos noch einmal reaktiviert: Chuck Norris, Dolph Lundgren – oder Sylvester Stallone, mit dem Danny Lerner zuletzt an einem weiteren »Rambo«-Film gearbeitet hat. Mit solch teuren Blockbustern kam der Produzent allerdings erst spät in Berührung, die große Mehrzahl seiner Filme sind billige Massenware, die meist direkt auf Video veröffentlicht wurden und gar nicht erst im Kino liefen. Auch als Regisseur und Drehbuchautor versuchte sich Danny Lerner, doch »Shark Zone« oder auch »Raging Sharks« waren sowohl finanziell als auch künstlerisch große Reinfälle. tri
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.