Appell aus Syrien

Zivile Organisationen fordern mehr Beachtung

  • Lesedauer: 2 Min.
Angesichts der anhaltenden Gewalt in Syrien wird dort, aber auch in der UNO die Forderung nach einem internationalen Sondergericht für mutmaßliche Kriegsverbrecher lauter.

Beirut. In einem bewegenden Appell haben Dutzende Organisationen der syrischen Zivilgesellschaft die internationale Gemeinschaft um Hilfe bei der Beendigung des Bürgerkriegs gebeten. Die 85 Gruppen erklärten am Dienstag, sie fühlten sich von der Weltgemeinschaft im Stich gelassen, da diese sich zu sehr auf den Kampf gegen den Extremismus fokussiere. Um diesen zu stoppen, müsse aber vielmehr das Blutvergießen im Bürgerkrieg beendet werden.

Um die Gewalt in Syrien zu stoppen, seien zwei Schritte nötig, »die wir allein nicht schaffen«, erklärten die 85 Gruppen, darunter Gewerkschaften zahlreiche Menschenrechtsorganisationen. So müssten die Bombenangriffe durch die syrische Armee aufhören, außerdem seien Verhandlungen »zwischen allen syrischen Gruppen und ihren internationalen Unterstützern« nötig.

In Syrien herrscht seit vier Jahren Bürgerkrieg. Begonnen hatte der Konflikt im März 2011 mit regierungskritischen Protesten, die blutig unterdrückt wurden. In der Folge weitete sich der Unmut zu einem bewaffneten Konflikt aus, in den sich immer mehr ausländische Kräfte einmischten. Die Lage verschärfte sich enorm, als im Sommer Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) weite Landstriche eroberten. Eine internationale Militärallianz geht seit mehreren Monaten mit Luftangriffen gegen IS-Stellungen vor.

Die Vertreter der Zivilgesellschaft nannten ihre Kampagne »Planet Syrien«. »Manchmal fühlen wir uns tatsächlich so, als würden wir auf einem anderen Planeten leben«, sagte Organisatorin Ula Ramadan zur Begründung. »Unsere Bitten um Frieden und Demokratie werden von Vielen so behandelt, als seien sie etwas Außerirdisches.«

Eine weitere Organisatorin, Salma Kahale, sagte, die syrische Zivilgesellschaft sei »zutiefst frustriert« angesichts der fehlenden internationalen Unterstützung. Dabei sei das Ganze »nicht kompliziert«, fügte sie hinzu. »Die große Mehrheit der Syrer möchte weder eine Diktatur noch Extremismus. Wir möchten das, was alle möchten: Freiheit und Würde.«

In ihrer Kampagne zogen die zivilen Vertreter eine Verbindung zwischen dem täglichen Bürgerkriegsleid und dem Erstarken extremistischer Gruppen. »Mit jedem Haus, das sie zerstören, radikalisieren sich noch mehr Menschen«, erklärten die Organisationen. Sie bezogen sich damit vor allem auf Fassbombenangriffe der Regierungstruppen. »Extremismus entsteht in den Trümmern unserer zerstörten Städte.«

Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen das Zentrum zur Dokumentation von Übergriffen, die Kurdische Frauengewerkschaft sowie das Syrische Netzwerk für Menschenrechte. AFP/nd

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