Vom Minijob in die Traufe

Grit Gernhardt über die ersten erkennbaren Folgen des Mindestlohnes

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

Minijobs sind prekäre Arbeitsverhältnisse - eine Überbrückungsmöglichkeit für Studenten oder Hausfrauen sowie eine Notlösung für die vielen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Anstellung finden. Das Ansehen dieser Jobs ist demgemäß nicht besonders hoch bei all jenen, die vernünftige Arbeit und Bezahlung für alle fordern. Eine Begründung für die Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes vor drei Monaten war denn auch die Hoffnung, dass er die prekäre Beschäftigung eindämmen werde. Laut aktuellen Zahlen der Minijobzentrale bestätigt sich diese Hoffnung sogar.

Doch dass die Zahl der Minijobs seit Januar deutlich gesunken ist, heißt nicht automatisch, dass diejenigen, die zuvor einen hatten, nun in gut bezahlten Stellen untergekommen sind. Diesen Schluss lassen die Arbeitsmarktzahlen nicht zu. Viel wahrscheinlicher ist, dass gerade im Niedriglohnsektor mehr schwarz gearbeitet wird und viele Unternehmen die Ausnahmen im Gesetz nutzen und Menschen einstellen, denen sie keinen Mindestlohn zahlen müssen - Jugendliche, Pflichtpraktikanten oder Hartz-IV-Bezieher im ersten halben Jahr. Viele bisherige Minijobber dagegen könnten bald wieder in der Hartz-IV-Statistik auftauchen. Solange der Mindestlohn nicht für alle gilt und zudem ausreichend kontrolliert wird, bringt er viele prekär Beschäftigte nur vom Regen in die Traufe.

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