Barbarei statt Edelstein

Ingolf Bossenz über den zölibatären Zwang für katholische Priester

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Als »kostbaren Edelstein« pries das gern als Inkarnation katholischen Kirchenfortschritts vermarktete Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) den Zölibat. Dieser gebietet nicht nur den für alle Priester verbindlichen Verzicht auf eine Ehe, sondern darüber hinaus die generelle sexuelle Abstinenz. Ungeachtet seiner tatsächlichen Befolgung trägt dieser perverse Prikas seit Jahrhunderten dazu bei, Kleriker in seelische, moralische, psychische Krisen zu stürzen, ihren Körper zu verachten und ihren Geist zu verbiegen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat jetzt eine deutschlandweite Seelsorgestudie vorgestellt, die dieses Problem klar benennt. Der Untersuchung zufolge würde sich nur etwa jeder zweite Priester wieder für eine zölibatäre Lebensform entscheiden, wenn er nochmals die Wahl hätte. Allerdings erfolgte die Studie nicht im Auftrag der Bischofskonferenz; sie wurde aus privaten Stiftungsgeldern finanziert. Ändern können die Kirchenfürsten ohnehin nichts. Wie ihre eigene Bestallung von des Papstes Gnaden ist, kann auch nur dieser den Zölibat aufheben.

»Die Keuschheitslehre ist ein Wahnsinn, keine kostbare Regel, eine Barbarei.« So der buddhistische Mönch Manoh in Alfred Döblins historischem Roman »Die drei Sprünge des Wang-lun« (1916). Man hätte das Buch den »Konzilsvätern« als liturgische Literatur empfehlen sollen.

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