Helfer graben 100-Jährigen lebend aus

Das verheerende Erdbeben in Nepal forderte mehr als 7000 Todesopfer

  • Lesedauer: 3 Min.
Es klingt wie ein Wunder: Aus den Trümmern des Himalaya-Erdbebens graben Helfer immer noch Menschen lebendig aus - darunter wohl einen Hundertjährigen.

Kathmandu. Mehr als eine Woche nach dem verheerenden Himalaya-Erdbeben haben Helfer nach Behördenangaben noch mehrere Überlebende aus Trümmern und Erdmassen geborgen. Unter ihnen sei ein wohl mehr als 100 Jahre alter Mann, sagte Innenministeriumssprecher Laxmi Dhakal am Sonntag. Auch wurden viele im Himalaya festsitzende Touristen ausgeflogen; vom Mount Everest zogen quasi alle Expeditionsteams ab. Die Zahl der Toten in den betroffenen Ländern Nepal, Indien und China stieg auf mehr als 7100.

Der gerettete Greis sei verletzt, aber außer Lebensgefahr, sagte Dhakal. Er habe seit dem Beben am Samstag vor einer Woche unter den Überresten seines Lehmhauses im Dorf Kimtang im Distrikt Nuwakot gelegen. Ein Team aus nepalesischer Polizei und japanischen Rettungskräften habe ihn gefunden. »Wir glauben, dass er mehr als 100 Jahre alt ist«, sagte Laxmi. Damit hätte der Gerettete schon das vorherige schwere Erdbeben in Nepal im Jahr 1934 überlebt.

Die drei anderen Überlebenden - zwei Frauen und ein Mann - wurden im Dorf Kerabari im Distrikt Sindhupalchowk gefunden. Soldaten hätten sie am Sonntag ausgegraben, sagte der örtliche Polizist Ram Bahadur Nepali. Zwei lagen demnach unter den Überresten ihres Lehmhauses, der dritte wurde in der Nähe von einem Erdrutsch erfasst und begraben.

Das Erdbeben der Stärke 7,8 war das schwerste Beben seit mehr als 80 Jahren. Die Regierung Nepals hatte am Wochenende erklärt, es gebe quasi keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden. Deswegen sollten sich alle verfügbaren Kräfte auf die Verteilung von Zelten, Nahrungsmitteln und Medikamenten konzentrieren. Zuletzt waren am Donnerstag ein 18-Jähriger sowie eine junge Frau gerettet worden.

Die Verteilung lebensnotwendiger Güter vor allem in die entlegenen Gebiete ist nach wie vor sehr schwierig. Noch immer müssen viele Menschen unter freiem Himmel schlafen. Sie seien dringend auf gute Zelte und Werkzeuge zur Reparatur von Unterkünften angewiesen, teilte das UNO-Büro für Katastrophenhilfe mit. Die Regierung in Kathmandu erklärte, sie habe keine Zelte mehr. In den am schwersten betroffenen Distrikten Gorkha und Sindupalchowk wurden bis zu 90 Prozent der Häuser zerstört.

Sechs Feuerwehrleute von @fire und ihre zwei Rettungshunde landeten unterdessen wieder in Frankfurt am Main. Man habe nicht mehr damit rechnen können, noch Überlebende zu finden, sagte Sebastian Stenzel. »Mit jedem Tag schwindet die Wahrscheinlichkeit, dass noch jemand lebend gefunden werden kann.« Gerade in Nepals einfachen Ziegelhäusern gebe es nach Einstürzen kaum Hohlräume, wo Menschen überleben könnten. Das Ausmaß der Zerstörung sei katastrophal. »Es sind ganze Ortschaften wie ausradiert«, berichtete der @fire-Teamleiter Irakli West.

Am Mount Everest packten derzeit die letzten Teams zusammen, sagte der belgische Bergsteiger Damien François aus dem Basislager. Dort hatte eine vom Erdbeben auslöste Lawine große Teile des Lagers zerstört. Es sehe nun aus »wie nach einem Tsunami«, sagte François. Mindestens 18 Menschen kamen dabei am höchsten Berg der Welt ums Leben.

Die Nachbeben dauerten weiter an. Ein Zittern der Stärke 5,0 erschütterte Nepal fast auf die Stunde genau eine Woche nach dem großen Beben. Nach jüngsten UNO-Schätzungen sind mehr als acht Millionen Menschen von dem Erdbeben betroffen, das ist ein Viertel von Nepals Bevölkerung.

Die UNESCO ist zuversichtlich, was den Wiederaufbau der zerstörten Kulturgüter betrifft, die für viele Nepalesen einen ungemein hohen symbolischen Stellenwert haben. Zahlreiche Skulpturen und geschnitzte Holzbalken seien gerettet worden, sagte der Repräsentant der UN-Kulturorganisation in Kathmandu, Christian Manhart. Die historischen Bauten im Kathmandutal, das auf der UNESCO-Welterbeliste steht, seien gut dokumentiert. dpa/nd

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