Auf dem Rathausbalkon wird’s eng

Das erste gemischte Double: Auch die Frauen des FC Bayern holen sich den Meistertitel

  • Eric Dobias, München
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Profis um Philipp Lahm legten den 25. Meistertitel des FC Bayern vor. Am Sonntag zogen die Fußballerinnen des FCB nach - mit dem zweiten Titelgewinn nach 1976.

In München tanzten die Spielerinnen nach dem historischen Meister-Double für den FC Bayern ausgelassen über den Rasen, rund 400 Kilometer entfernt gab es bei der Konkurrenz aus Wolfsburg und Frankfurt lange Gesichter. 39 Jahre nach der ersten Meisterschaft haben sich die Münchner Fußballerinnen im Herzschlagfinale der Frauen-Bundesliga wie die Profis um Philipp Lahm vor zwei Wochen den Titel gesichert und damit Fußballgeschichte geschrieben.

»Dass der deutsche Meister bei den Männern und Frauen aus einer Stadt kommt, ist ein absolutes Novum. Kompliment und Glückwunsch Bayern München«, gratulierte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach dem ungeschlagenen Titelträger.

»Das ist etwas Historisches. Männlein und Weiblein deutscher Meister. Die haben kein Spiel verloren, sie haben es großartig gemacht«, lobte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Das Team um Spielführerin Melanie Behringer sprang mit einem 2:0 (2:0)-Heimsieg gegen die SGS Essen am 22. und letzten Spieltag noch auf Platz eins.

Beim zweiten Meistertitel neben 1976 profitierten die Bayern-Frauen am Sonntag vom 1:1 im direkten Duell der Titelkonkurrenten 1. FFC Frankfurt und VfL Wolfsburg. Der DFB-Pokalsieger verpasste dadurch den Titelhattrick, sicherte sich aber zumindest das Ticket für die Champions League.

»Die Enttäuschung ist groß. Wir waren nahe dran und sind traurig, dass wir den Titel abgeben müssen«, sagte VfL-Trainer Ralf Kellermann. »Aber die Bayern haben kein Spiel verloren und sind verdient Meister geworden.« Obwohl Frankfurt als Dritter leer ausging, lobte sein Frankfurter Kollege Colin Bell: »In unserer Gesellschaft sind zweite und dritte Plätze oft bedeutungslos. Für mich nicht. Ich bin stolz auf das Team«, sagte er und betonte: »Für uns war wichtig, dass Wolfsburg in unserem Stadion nicht die Meisterschaft feiert.«

So wurde die Originalmeisterschale in Frankfurt wieder verpackt, dafür nahmen die Bayern-Ladies um 16.09 Uhr jubelnd die Kopie in Empfang. Nationalspielerin Melanie Leupolz (5. Minute) und Vivianne Miedema (30.) erzielten vor 5230 Zuschauern im Grünwalder Stadion die Tore für die Schützlinge von Trainer Thomas Wörle.

»Der Titelgewinn ist für mich das Resultat der kontinuierlich guten Arbeit, die bei den Bayern geleistet wird. Mein Respekt gilt Thomas Wörle, dem es in den vergangenen Jahren gelungen ist, ein echtes Spitzenteam zu formen. Die Meisterschaft ist ein toller Erfolg für ihn und sein junges Team«, lobte Bundestrainerin Silvia Neid.

Als Zugabe durften Wörle und seine Meisterspielerinnen den erstmaligen Einzug in die Champions League feiern. Nicht nur Frankfurts enttäuschte Torjägerin Celia Sasic sieht die Bayern auf lange Sicht als dritte starke Kraft im deutschen Frauenfußball. »Wie sich Bayern verstärkt, zeigt, dass sie dort Großes vorhaben.«

Während Frankfurt am Donnerstag im Champions-League-Finale gegen Paris St. Germain um Europas Fußballkrone spielt und sich mit einem Sieg als drittes deutsches Team für die Königsklasse qualifizieren kann, wartet auf die Bayern-Frauen eine besondere Belohnung. Am Pfingstsonntag feiern sie eine gemeinsame Meisterparty mit den Männern auf dem Rathausbalkon. »Das haben die Damen von uns ganz toll gemacht«, lobte Rummenigge. dpa

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