Ministerin gegen Gentechnikverbot

Weltweite Proteste gegen Monsanto-Konzern

  • Lesedauer: 2 Min.
Während immer mehr Menschen vor den Risiken gentechnisch veränderter Lebensmittel warnen, fürchtet Bundesforschungsministerin Johanna Wanka um den Wissenschaftsstandort Deutschland. Weltweit finden Proteste statt.

Berlin. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat sich deutlich gegen ein Verbot gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland ausgesprochen. »Es ist doch absurd: In der Medizin ist Gentechnik völlig akzeptiert«, sagte Wanka der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«. Bei Pflanzen und Nahrungsmitteln gelte sie dagegen als verpönt.

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ist in Deutschland seit Jahren umstritten. Nach Plänen der EU-Kommission soll ein Verbot in einzelnen Mitgliedstaaten künftig möglich sein. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat bereits einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, um in Deutschland flächendeckend den Anbau genetisch veränderter Pflanzen untersagen zu können.

Wanka sagte, Deutschland sei rohstoffarm und daher auf den wissenschaftlichen Fortschritt angewiesen. »Stimmungsmache, um die Freiheit von Forschung einzuschränken, ist sehr gefährlich und eine Bedrohung für den Wirtschaftsstandort Deutschland«, fügte die studierte Mathematikerin hinzu.

Die Politik dürfe den Ängsten in der Bevölkerung nicht ohne Weiteres nachgeben. »Wir dürfen nicht gleich die Fahne einrollen, wenn es schwieriger wird«, sagte die Ministerin: »Wir als Politiker müssen für unsere Überzeugungen einstehen. Auch dann, wenn sie gerade nicht populär sind.«

Unterdessen protestierten am Wochenende Zehntausende Menschen weltweit gegen den US-Agrarriesen Monsanto und den Anbau genetisch veränderter Pflanzen. In Paris folgten am Samstag bis zu 3000 Menschen dem Aufruf mehrerer Umweltschutzorganisationen. Sie warnten insbesondere vor den gesundheitlichen Gefahren von Monsantos meistverwendetem Pflanzenschutzmittel Roundup, dessen Wirkstoff Glyphosat von der Weltgesundheitsorganisation WHO kürzlich als »wahrscheinlich krebserregend« eingestuft worden war.

In der Schweiz beteiligten sich 2500 Demonstranten an dem »Marsch gegen Monsanto«, der vor drei Jahren vom Bündnis Occupy ins Leben gerufen worden war. Sie protestierten in Basel und in Morges, wo das US-Unternehmen seinen Europasitz hat. Insgesamt machten Demonstranten in etwa 400 Städten in Europa, Amerika und Afrika ihrem Ärger über genmanipuliertes Saatgut und den Einsatz von Pestiziden Luft. In Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou verlangten die Protestteilnehmer ein zehnjähriges Moratorium für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen, um die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken zu untersuchen.

»Wir sollten wissen, woraus unsere Nahrung besteht«, sagte eine Demonstrantin im US-amerikanischen Los Angeles. In der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro beschuldigten Aktivisten Monsanto des »Bioterrorismus«. Der US-Konzern äußerte sich auf AFP-Anfrage zunächst nicht zu den Protesten. Agenturen/nd

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