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Krach in Weißnichtwo

Gunter Preuß schickt die »kleine Hexe Toscanella« in den Kampf mit dem Zeitgeist

  • Reiner Neubert
  • Lesedauer: 2 Min.

Die kleinen Hexe Toscanella von Gunter Preuß dürfte mittlerweile fast so berühmt sein wie die Kult-Hexe von Otfried Preußler. Soeben von ihrem Abenteuer aus Schottland zurück, muss sich Toscanella im fünften Band mit dem Zeitgeist in der Menschenwelt auseinandersetzen. Mit ihrem Freund, dem Schwein Schlacht-mich-nicht, begibt sie sich per Flugbesen in den Harz, um am Hexentanz in der Walpurgisnacht teilzunehmen. Im Dorf Schneckenhausen treffen sie nicht nur die gastfreundliche Familie eines Konditors, sondern auch deren umtriebigen Sohn David, der sie fortan begleitet. Aber weil der Teufel den Besen des Hexleins gestohlen hat, müssen sie in der Menschenwelt verweilen und entdecken, dass dort alle unter Zeitdruck leiden und der Zeitgeist immer mehr Macht über sie gewinnt, um sie hernach manipulieren zu können. Während eines Besuches in der Schule Davids lernen sie die möglichen Folgen fehlender Zeit und ausufernder Gewalt kennen, und sie ermitteln den wahren Schuldigen dafür: den Zeitgeist.

Professor Denk Mal führt sie auf dessen Spur. Sie finden sie das Monster, von dem sie die Zeit zurückfordern. Doch der Geist vermag, die kleine Hexe und ihre Freunde in die Flucht zu schlagen. Zunächst, denn Toscanellas Großmutter weiß Rat, und Toscanella kann endlich David das Küssen beibringen …

Grenzenlos scheint die Fantasie des Autors. Viele exotische Szenen und Details reizen zum Lachen. Witzige Reime wirken wie erlösende Zaubersprüche. Deren Komik überträgt sich auf den Leser, ob jung oder alt. Die gleiche Wirkung dürften die altklugen Sprüche des befreundeten fetten Schweins haben. Die Wortspiele in den Dialogen des Hexleins sind herzerfrischend in ihrer Naivität, ebenso die Namen der meisten beteiligten Figuren. Das alles wird durch die farbenfrohen, expressiven Illustrationen von Thomas Leibe unterstützt.

Dass sich hinter dem fantastischen Geschehen ein ernstes Problem verbirgt, ist leicht zu erkennen: Lebenssinn sollte darin bestehen, sich selbst mehr Zeit zu geben, andere daran teilhaben zu lassen und noch besser: Zeit zu verschenken!

Gunter Preuß: Die kleine Hexe Toscanella und der Zeitgeist. Lychatz Verlag. 215 S., geb., 12,95 €.

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