Viele Langzeitarbeitslose ohne Perspektive

Erwerbslosenquote sinkt auf 8,5 Prozent, aber Hartz-IV-Betroffene haben davon wenig

Erstmals seit der Wende sind weniger als 113 000 Brandenburger erwerbslos. Nie lag die Erwerbslosenquote in einem Mai so niedrig wie jetzt. Aber Langzeitarbeitslose finden selten einen Job.

112 921 Brandenburger waren im Mai erwerbslos gemeldet. Erstmals seit Beginn der statistischen Erfassung sei dieser Wert auf unter 113 000 gerutscht, bemerkte am Dienstag Bernd Becking von der Regionaldirektion der Arbeitsagentur. Die Erwerbslosenquote sank innerhalb eines Monats um 0,4 Prozent, gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent - auf jetzt 8,5 Prozent. Das ist die niedrigste Arbeitslosenquote in einem Mai seit 1991. »Vor allem in Gastgewerbe und Einzelhandel haben die Unternehmen mit Saisonbeginn Personal gesucht und eingestellt«, erklärte Becking.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im Vergleich mit dem Vorjahr um 9500 auf 792 200 gestiegen. 14 802 freie Stellen kann die Arbeitsagentur anbieten. Das sind 3043 mehr als vor einem Jahr. Unter den freien Stellen sind nur 2838 Teilzeitjobs.

Das hört sich alles ausgezeichnet an. Der Landtagsabgeordnete Andreas Bernig (LINKE) stellt jedoch fest: »Mit einem stagnierenden Anteil um die 40 Prozent fehlt vielen Langzeitarbeitslosen jede Perspektive. Einmal in Hartz IV angekommen, fehlt vielen die Kraft, sich selbstständig aus der Spirale von Armut, Arbeitslosigkeit und den damit häufig verbundenen Problemen zu befreien.«

49 245 Brandenburger sind schon mehr als ein Jahr lang ohne Job. Das sind 43,6 Prozent aller Arbeitslosen im Bundesland. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank im Vergleich zum Mai 2014 um 3972 beziehungsweise um 7,5 Prozent. Man bedenke: Die Zahl aller Erwerbslosen fiel im selben Zeitraum um 8,8 Prozent, die der jungen Erwerbslosen gleich um 24,2 Prozent. In Anbetracht der Tatsache, dass gegenwärtig sehr viel mehr alte Langzeitarbeitslose aus der Statistik herausfallen als junge Menschen in die Kategorie Langzeitarbeitslos nachrücken, darf man davon ausgehen, dass betroffene Menschen nur selten die Chance bekommen, wieder ins Berufsleben einzusteigen. »Eine wirksame neue Form der Arbeitsförderung könnten Sozialunternehmen werden«, denkt der Abgeordnete Bernig. »Erste Erfahrungen in der Lausitz sind ermutigend.«

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